Bei „Pina“ war alles anders: Das Experiment ist geglückt

WZ-Interview: Als 3D-Producer steht Erwin Schmidt Kult-Regisseur Wim Wenders zur Seite. In Wuppertal sind beide als Pioniere unterwegs.

Herr Schmidt, Sie haben gerade noch einmal zwei Wochen lang in Wuppertal gedreht. Im kommenden Jahr soll "Pina", der erste abendfüllende Tanzfilm in 3D, in die Kinos kommen. Schreibt Wuppertal damit Filmgeschichte?

Erwin Schmidt: Der Film "Pina" wurde im Wuppertaler Opern- und Schauspielhaus, in der Schwebebahn und an anderen Drehorten in der Stadt gefilmt. In Wuppertal ist das Tanztheater Pina Bausch seit 1974 tätig, somit spielt die Stadt eine wichtige Rolle für den Film. Filmgeschichte entsteht aber erst retrospektiv, daher wäre diese Behauptung am Ende der Dreharbeiten vermessen. Der Film ist aber insofern eine Pioniertat, weil mit "Pina" weltweit der erste Arthouse-Film in 3D entsteht. Damit schlägt Wim Wenders eine Brücke zwischen innovativer Technik und anspruchsvollem Inhalt.

Schmidt: Hinter dem Begriff 3D steckt bei "Pina" ein großer Apparat aus Technik und Personal. Für alle Beteiligten ist vieles anders und neu, da mit dem Projekt komplettes Neuland betreten wurde: In der Vorbereitung mussten wir in umfangreichen Testreihen das notwendige 3D-Know-How erwerben. Beim Dreh kommen nun zeitgleich jeweils zwei Kameras zum Einsatz - denn für ein 3D-Bild benötigt man ein synchrones rechtes und ein linkes "Auge". Das so genannte Kamera-Rig muss während eines Drehtages mehrmals aufwändig und zeitaufwändig justiert werden. Und nicht zuletzt sind es keine Schauspieler, die im Film auftreten, sondern Tänzer. Der Film bedient sich einer anderen "Sprache".

Schmidt: Wir haben alles wie geplant und vom Regisseur gewünscht drehen können - samt einiger Improvisationen, die aber zum Filmemachen dazugehören. Der reibungslose Ablauf ist das Resultat der hohen Motivation aller Beteiligten und einer engen Verzahnung der beiden Teams Tanztheater und Film.

Schmidt: Die Wahrnehmung von 3D hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von der Größe der Darstellung und der Entfernung zur Leinwand. Die Qualität der Aufnahmen können wir somit am besten mittels einer 3D-Projektion beurteilen. Daher traf sich das Team regelmäßig zur Mustersichtung im Keller-Kino. Gleichzeitig werden mit der dort vorhandenen Technik die umfangreichen digitalen Datenmengen umgewälzt und für die verschiedenen Empfänger, für Schneideraum und Archivspeicher, aufbereitet.

Schmidt: Die 3D-Brillen sind nach wie vor unerlässlich, obwohl an autostereoskopischen, brillenlosen Verfahren gearbeitet wird. Zwar sind es nicht mehr wie früher in den 50er oder 80er Jahren rot-grüne Brillen, sondern farbneutrale Polfilter-Brillen. Aber die Brillen bleiben auch in der nahen Zukunft der Schlüssel zur dritten Dimension.