Wuppertaler Kultur „Offizielles“ Engels-Porträt wandert durch die Stadt

Einladung zum Nachdenken über Kunst, ihre Wertzschätzung und den Revolutionär.

Andreas M. Wiese und sein Friedrich Engels-Porträt, das an vielen Orten in der Stadt gezeigt werden soll.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Gibt es noch mehr?“, fragte ein Besucher scherzhaft. Gab es nicht. Lediglich ein Bild hing am Wochenende im Raum des Neuen Kunstvereins an der Hofaue. Nicht irgendein Bild – präsentiert wurde „Das offizielle Friedrich-Engels-Porträt zu seinem 200. Geburtstag“. Am 28. November 1820 wurde Engels in Barmen geboren. Das Jubiläum führt nun zu einem ganzen Veranstaltungsjahr voller attraktiver Programmpunkte. Und zu Andreas M. Wieses Porträt des Protagonisten.

Vor himmelblauem Hintergrund ist eine Person zu sehen, die „aussieht wie Friedrich Engels“, ist erklärend zu lesen. Bewusst hat Wiese keine Auseinandersetzung mit Persönlichkeit, Ideen oder historischer Bedeutung einfließen lassen. Hat keine Interpretation vorgegeben. Die Betrachter sollen individuell über Sinn und Bedeutung des Porträts entscheiden, ihre Erfahrung mit Kunst und ihre Vorstellung von Engels einbringen.

Basisdemokratische Abstimmung über das Schicksal des Bildes

Die ersten Besucher diskutierten rasch über die hoch gehaltenen Hände Engels’. „Das habe ich noch nie bei ihm gesehen, es wirkt, als wolle er einladen“, lautete ein Statement. Ein anderer Besucher lautmalte den wohl nicht ernst gemeinten Ausruf „Oh Gott, was habt ihr aus meinen Ideen gemacht.“

„Ich habe mich mit einem Konzept beworben“, erzählt Wiese. Dazu gehört, dass die Besucher anonym Fragebögen ihre Meinung zum Gemälde im Besonderen und der Arbeit von Künstlern im Allgemeinen in Fragebögen aufschreiben. Entspricht das Bild ihren Vorstellungen von einem Porträt, wird es der dargestellten Person gerecht, macht es Sinn? Die Erhebung ist Kunstprojekt, dient der Auseinandersetzung mit Kunst, dem Nachdenken über ihre Wertschätzung. Die Frage nach dem Wert künstlerischer Arbeit stellt überdies einen inhaltlichen Bezug zu Engels her. In der Erklärung zum Fragebogens steht basisdemokratisch: „Konkret kann über den Wert des Bildes abgestimmt werden, wenn eine Mehrheit der Befragten es für wertlos halten, wird es übermalt.“ Die Reaktionen der Besucher lassen es unwahrscheinlich erscheinen.

2020/21 wird das Porträt an unterschiedlichen Orten der Stadt zu sehen sein. Vom 14. 2 bis 13. 3. im Kontor 91, Werth, 91; vom 21. 4, (Vernissage um 17 Uhr) bis 4.5. in der Färberei, Stennart 8; Juli/August im Café Hutmacher/Utopiastadt; 15.,16., 22., 23. August in der Kunststation im Bahnhof Vohwinkel; ab 7.9. bei der Politischen Runde in der VHS; 19. bis 21.11. im Wuppertal Institut; Dezember im Loch. Anfang 2021 kehrt es zu einer Abschlusspräsentation zum Neuen Kunstverein zurück, dann werden die Fragebögen ausgewertet.