„Operette muss unterhaltsam sein“

Start in die neue Saison: Opern-Chef Johannes Weigand bringt „Die Fledermaus“ nach Barmen.

Wuppertal. Die Wuppertaler Bühnen starten am 27. September mit der ersten Premiere in die neue Saison. Opern-Liebhaber dürfen sich auf eine Gesellschaft im Champagner-Taumel, beschwingte Walzer und mitreißende Polkas freuen — gilt „Die Fledermaus“, eines der bekanntesten Werke von Johann Strauß Sohn, doch als Höhepunkt der „Goldenen Wiener Operetten-Ära“. Opern-Intendant Johannes Weigand feiert um 19.30 Uhr Premiere in Barmen. Was er plant, verrät er schon jetzt der WZ.

Herr Weigand, „Die Fledermaus“ fliegt seit ihrer Uraufführung 1874 durch Opernhäuser rund um die Welt. Welchen Schwerpunkt möchten Sie in Wuppertal setzen?

Johannes Weigand: Operette muss unterhaltsam sein, das Publikum soll sich amüsieren und beschwingt aus der Vorstellung kommen. Allerdings möchte ich nicht die uralten Kalauer aus den 60er und 70er Jahren bedienen, die Otto Schenk in seiner verdienstvollen Wiener Inszenierung prägte und die heute jeder kennt, weil jahrzehntelang nichts anderes gespielt wurde. Wir haben im Originaltext viel schnelle, heutige Komik gefunden. Außerdem habe ich natürlich sehr viel Dialogtext gekürzt.

War das ohne Verluste möglich?

Weigand: Im Original erklären die Figuren ganz oft, was sie gerade tun. Das kann man viel eleganter im Spiel zeigen, ohne es gleichzeitig zu kommentieren. Unsere Fassung soll das Wuppertaler Publikum im besten Sinne unterhalten und begeistern — mit einem bunten Kostümreigen von Judith Fischer, einem schönen Bühnenbild von Moritz Nitsche und einer ganz besonderen Überraschung im zweiten Akt.

Die Musik soll innerhalb von nur 42 Tagen entstanden sein. Was schätzen Sie an ihr?

Weigand: Die Musik ist ein absolutes Meisterwerk — schwungvoll, heiter und immer punktgenau auf die Handlung und die Texte zugeschnitten. Schon in der Ouvertüre erklingen viele Melodien aus dem Stück und machen Lust auf die Operette.

Und später?

Weigand: Jede einzelne Nummer erfasst ganz genau die jeweilige Situation in der Handlung und begleitet oder kommentiert sie auf unterschiedlichste Arten. Auch wenn Strauß selbst immer behauptete, er wisse überhaupt nicht, worum es in seinen Operetten inhaltlich gehe, widerspricht hier die Musik doch ziemlich deutlich. Wobei im Spezialfall der „Fledermaus“ bisher wissenschaftlich nicht geklärt ist, wie viel tatsächlich von Strauß stammt und wie viel sein genialer Librettist und Arrangeur Richard Genée beisteuerte. Außerdem sind auch die 42 Tage Entstehungszeit nur eine schöne Anekdote. In Wirklichkeit entstanden zumindest einzelne Stücke — wie zum Beispiel der berühmte Csárdás der Rosalinde — schon deutlich früher.

Vom Musikalischen zum Optischen: Wie wird die Kulisse aussehen?

Weigand: Der erste und dritte Akt spielen in einem sehr engen Raum, zuerst bei Eisensteins zu Hause, später dann im Büro von Gefängnisdirektor Frank. In diesen Räumen ist alles sehr eng. Während im ersten Akt ein gesamtes Wohninterieur in das Kämmerchen gequetscht wird, muss im dritten Akt ins eigentlich eher leere Büro die gesamte Festgesellschaft. Der zweite Akt ist das genaue Gegenteil: ein weitläufiger Garten vor einer Villa. Hier erwartet das Publikum dann eine große Überraschung auf der Bühne.