Frischer Zugang: Die Kantorei Barmen-Gemarke wagt Neues
Wie kann man Musik am besten vermitteln? Die Klang-Experten versuchen es mit Gesprächskonzerten.
Wuppertal. „Wir holen frisches Blut ins Tal.“ Wolfgang Kläsener, Leiter der Kantorei Barmen-Gemarke, meint das Jugendsinfonieorchester der Tonhalle Düsseldorf, das sich in der neuen Saison — der Kantorei sei Dank — erstmals in Wuppertal präsentieren wird.
Kläsener freut sich schon jetzt auf die neue Kooperation — zumal sie weder die erste noch die einzige mit vielversprechenden Nachwuchstalenten ist. Auch die Elberfelder Mädchenkurrende wird in der Spielzeit 2013/2014 Seite an Seite mit Kläseners erfahrener Formation auftreten (siehe unten stehende Terminübersicht).
Eingesungene Pfade zu verlassen und neue Wege zu suchen, ohne die grundsätzliche Marschroute aus den Augen zu verlieren oder bekannte Bahnen zu verleugnen: Dies dürfte das ungeschriebene Motto für die Zukunft — zumindest für die neue Saison — sein. Speziell die Zusammenarbeit mit jungen Instrumentalisten und Sängern fordere den Chor auf erfrischende Weise, wie Kläsener betont. „Das lässt das eigene Tun hinterfragen.“ Soll heißen: Wer aufstrebenden Musikern mit viel Taktgefühl die Finessen eines Stücks vermittelt, setzt sich mit den Fallstricken und Besonderheiten einer Komposition noch einmal ganz neu auseinander.
Apropos Abwechslung: Eine „lebendige Interpretation“ wünscht sich Kläsener im Namen seiner 90 Sänger, die weitere Premieren versprechen. So setzt der Chor zum ersten Mal auf einen Kabarettisten: Okko Herlyn kommt am 22. November in die Immanuelskirche.
Abgesehen davon sollen zwei Gesprächskonzerte Brücken bauen. „Wir können natürlich nicht jedes Jahr alles neu machen“, sagt Kläsener, der die Gesprächskonzerte moderieren wird. „Aber wir können durch neuartige Rahmenbedingungen einen frischen Zugang zum eigentlich Bekannten ermöglichen.“ Mit Blick auf die kommende Saison heißt das: „Das Programm ist kontrastreich — und steht trotzdem auf dem vertrauten Boden der abendländischen Musikgeschichte.“
Dabei verschweigt Kläsener nicht, dass er abgewogen und intensiv nachgedacht habe, als die Idee zu Gesprächskonzerten spruchreif geworden sei. „Der Wunsch kam aus dem Chor“, erklärt er. „Die Frage ist: Spricht die Musik nicht für sich? Wir haben früher im Studium gelernt, dass Vorsicht geboten ist.“ Man die Zuhörer also nicht in einer bestimmten Richtung beeinflussen solle. Inzwischen ist Kläsener jedoch fest davon überzeugt, dass die Gesprächskonzerte, die die Kantorei künftig anbietet, den Zugang erleichtern können — „gerade bei einer ,sperrigen’ Komposition“. Erklärende Texte soll es jedoch weiterhin auch in schriftlicher Form geben: „Die Programmhefte werden nicht abgeschafft“, stellt der Chor-Chef klar. Genau das gehört schließlich zum Konzept: Die Kantorei möchte Neues wagen — und gleichzeitig die Tradition bewahren.