Christine Ruffs Keramik: „Die Natur ist die schönste Vorlage“
Die Wuppertalerin Christine Ruff ist preisgekrönte Keramik-Künstlerin. Einer ihrer Lehrmeister war der Bildhauer Tony Cragg.
Wuppertal. „Die Arbeit vollzieht einen überzeugenden und äußerst eleganten Schritt vom exzellent gemeisterten Handwerk zur Skulptur“ — diese Worte einer Experten-Jury hatten es in sich für die Wuppertalerin Christine Ruff. Sie ist nun NRW-Staatspreisträgerin für Kunsthandwerk in der Kategorie Keramik. Es ist der erste Preis überhaupt, den die 53-Jährige gewinnt. „Das ist für mich bedeutungsvoll, denn es ist eine Anerkennung meiner Arbeit“, sagt die Künstlerin mit Atelier im Kolkmannhaus an der Hofaue.
Ihrer Arbeit, der geht sie seit Jahren konsequent nach. 1959 in Zell am Harmersbach im Schwarzwald geboren, hat Christine Ruff früh ihre kreative Seite entdeckt: „Sakrale Weihwasserschalen haben mich schon immer fasziniert.“ In der baden-württembergischen Idylle absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Keramikmalerin. Es folgen Studien im Westerwald an der Fachschule für Keramikgestaltung in Höhr-Grenzhausen. „Und über Freunde kam ich dann nach Wuppertal.“
Nicht irgendwohin, sondern als Mitarbeiterin zu Bildhauer Anthony „Tony“ Cragg. Das war 1986. Unterbrochen von einer Auszeit, die sie sich rund um Schwangerschaft und Geburt ihres Kindes nahm, bezeichnet sie die sechs Jahre bei dem weltberühmten Bildhauer als „unheimlich gute Lehrzeit, was das Modellieren angeht“. Krähenfüße, Gorillahände, Reptilienpfoten und auch mal ein ganzes Gebiss wurden hier geformt. An der Gipsabdrehscheibe setzte sie unterschiedliche von Cragg skizzierte Ideen um.
„Das waren gute Übungen, um Formen umzusetzen, eine sehr gute Schule“, lobt sie rückblickend. Auch wegen des unbestechlichen Auges des berühmten Bildhauers. Im Herbst 2004 bezog Christine Ruff dann ihr eigenes Atelier. „Was mich interessiert, sind Linienverläufe und Konturen“, beschreibt sie den wesentlichen Aspekt ihrer Arbeit, der sich in den von ihr gearbeiteten Gegenständen sichtbar wieder findet.
Die gedrehten Gefäße, Schalen und Vasen zeichnen sich neben ihrer augenscheinlichen Schönheit durch ein besonderes Verhältnis von Flieh- zu Schwerkraft aus. Woher sie ihre Ideen für ihre Objekte nimmt, lässt sich schwer definieren. „Unbewusst schaue ich mir die Welt an. Die Natur ist die schönste Vorlage. Besser geht es nicht.“ Die aktuellen Stücke, sogenannte Blütenvasen, sind dafür gute Beispiele. Sie sind im September auf der Gyeonggi International Ceramic Biennale in Korea, einer bedeutenden Ausstellung für Keramik-Kunst, zu sehen — ebenso wie die mit dem Staatspreis prämierte Arbeit namens „Schwammerl“, die bewusst deformiert, glasiert und dann bei 1200 Grad Celsiusgebrannt wurde.
Was sie macht, macht die 53-Jährige mit Konzentration, Liebe und Hingabe. „Es ist alles Handarbeit — und durch Verfahren wie Glasur-auf-Glasur und viele einzelne Arbeitsschritte ziemlich aufwendig.“ Wie das im Einzelnen ausschaut, erleben Interessierte bei ihr in Kursen. Ruff dazu: „Ich biete dort an, was ich kann. Also das, was ich mache.“