Ostermann feiert Geburtstag in der Backstube

Christine Ostermann wird morgen 75 Jahre alt. Das feiert sie mit der Eröffnung einer Ausstellung in ihrer Backstubengalerie.

Elberfeld. Als Elberfelder Mädchen ist sie auf ihrem Weg zur Schule St.Anna oft durch die Schreinerstraße gelaufen und an der Bäckerei dort vorbeigekommen. Daran erinnert sich Christiane Ostermann gut. Freilich ahnte sie damals noch nicht, dass sie später aus dem leerstehenden Ladenlokal samt Backstube mal eine Kunstgalerie machen würde.

Gerne blickt die Wuppertalerin nun auf 34 Jahre als Galeristin zurück. Am Sonntag wird sie 75 Jahre alt. Das feiert sie in ihrer Backstubengalerie. Um 12Uhr eröffnet dort die Schau "Friends and Family". Darin zeigt Ostermann eigene Bilder, zudem stellen zwei Töchter, eine Enkelin sowie zwei Freundinnen aus.

Begonnen hat alles mit einer Tour nach Irland. Anfang der 1970er Jahre reiste Ostermann mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, den zwei Töchtern und zwei Söhnen auf die Insel. Dort lernten sie George, einen Musiker aus den USA kennen. Kurz entschlossen brachten sie den neuen Freund mit nach Wuppertal.

Als sich die Nachbarn in der Lüntenbeck über das Klavierspiel des Amerikaners beschwerten, mietete die vierfache Mutter die Räume der ehemaligen Bäckerei. Sie richtete sich im mittleren Bereich ein Atelier ein. George wohnte im hinteren Raum, der eigentlichen Backstube. Dort stellte er ein für 500 DM erworbenes Klavier auf. Es steht dort heute noch. Sein Besitzer lebt längst wieder in den USA. Das Wuppertaler Wetter war ihm zu schlecht.

Ihre Bilder stellte Ostermann vorne im ehemaligen Verkaufsraum auf und hängte sie auch in die Schaufenster. Das machte viele Passanten neugierig, sie kamen herein und fragten, ob eine Galerie eröffnet werde. Künstler-freunde ermunterten die Malerin daraufhin zu diesem Schritt. "Ich wurde regelrecht gedrängt", erzählt Ostermann lächelnd. Im September 1975 war es dann soweit: Sie eröffnete ihre erste Ausstellung gemeinsam mit der Wuppertaler Künstlerin Hiltrud Meusel. "Da hatten wir die Bude voll", erinnert sich die Galeristin.

Das große Interesse ist geblieben, auch heute drängen sich zu den Eröffnungen die Besucher in den Räumen. Viele Künstler fragen an, ob sie ausstellen dürfen. Die Vormerkungen reichen bis ins Jahr 2011. "Geld verdienen lässt sich damit nicht, aber darum ging es mir nie", kommentiert Ostermann gelassen.

Um ein geregeltes Gehalt zu erzielen, nahm die gelernte Krankenschwester im Jahr 1985 eine Stelle bei der Wuppertaler Bahnhofsmission an. Dort hat sie Frühstück gemacht, Suppe gekocht und das Essen ausgegeben. Verständnisvolle Worte, ein bisschen Seelsorge gehörten auch stets dazu. Seit 1994 ist Ostermann in Rente. Wenn sie mal nicht in ihrer Galerie ist, sondern in ihrem Haus in der Lüntenbeck, dann malt sie im Wintergarten, oder sie liest. Krimis? Da winkt sie ab. Auch bei der Lektüre geht es immer um die Kunst.