Premiere: Die Musikwelt trifft sich beim Festival in Barmen
An der Sedanstraße werden 300 internationale Gäste erwartet. Es gibt Kurse und Konzerte.
Barmen. „Es ist eine tolle Chance, Musiker aus aller Welt hierher zu holen.“ Lutz-Werner Hesse möchte die Gelegenheit beim Schopf greifen: Zum ersten Mal findet das Euro Music Festival in Wuppertal statt. Eine Premiere, an die der Leiter der Musikhochschule große Erwartungen knüpft.
Denn Hesse hat Hintergedanken — und bekennt sich dazu. Das vierwöchige Festival, bei dem Dozenten aus New York, Moskau und Tokio in Wuppertal an einem Strang ziehen, verspricht nicht nur Musik auf hohem Niveau. Das internationale Gipfeltreffen, das vom 18. Juli bis zum 18. August in der Musikhochschule und der Immanuelskirche über die Bühne geht, ist nicht zuletzt auch „eine kulturpolitische Maßnahme“, wie Hesse betont: „Es ist sowohl für unseren Standort als auch für die Stadt Wuppertal wichtig, sich nach außen darzustellen.“
Mit anderen Worten: Wenn Dozenten aus Basel, Bari und Boston Barmen kennenlernen, kommen sie vielleicht wieder, geben auch nach Festivalende Konzerte im Tal oder werben in ihrer Heimat zumindest für die Musikstadt an der Wupper. Fast noch wichtiger — aus Wuppertaler Sicht — sind ihre Schützlinge: Rund 300 Teilnehmer erwartet Hesse beim Euro Music Festival. „Der Großteil kommt von außerhalb.“
Um die Sommerkurse an der Sedanstraße nicht zu verpassen, reisen manche sogar aus den USA, Neuseeland oder Asien an. Falls das Programm, der Standort und das Ambiente ihren Geschmack treffen, überlegen sie womöglich, ihr Studium in Barmen fortzusetzen.
Das mag zwar wie Zukunftsmusik klingen, ist aber alles andere als abwegig — schließlich kennt sich Hesse beim sommerlichen Buhlen um Studenten bestens aus. Aus Erfahrung weiß er, dass Studenten oder solche, die es werden wollen, nicht selten zurückkehren, wenn sie die Hochschule in Barmen erst einmal kennengelernt haben. Wie schon im vergangenen Jahr gibt es deshalb auch in diesem Sommer wieder Meisterkurse für junge Musikliebhaber. Diesmal unterrichten Wuppertaler Professoren vom 29. August bis zum 4. September.
Vorher freut sich Hesse aber erst einmal auf internationales Festival-Flair: „Der Unterschied zu unseren eigenen Sommerkursen im August und September ist, dass beim Euro Musica Festival auswärtige Dozenten mitwirken. Da schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe.“
Denn abgesehen von der Chance, Kontakte zu knüpfen, Werbung für Wuppertal zu machen und den Kreis der aktuell 180 Studenten in Barmen vielleicht sogar international zu erweitern, soll vom Festival vor allem auch das heimische Publikum profitieren.
„Alle Konzerte sind öffentlich“, verspricht Hesse, der sich sicher ist, dass Musikliebhaber dies gerade im Sommer zu schätzen wissen. „In einer Zeit, in der allgemein wenig los ist, können Wuppertaler an fast jedem Tag ein Konzert besuchen.“
Entstanden ist die Idee zum Wuppertaler Festival-Sommer allerdings nicht in Barmen, sondern in Korea: Organisiert wird der Musikreigen von Euro Arts. Seit 20 Jahren veranstaltet die asiatische Organisation Kurse und Konzerte, wie Hesse erklärt. Seit zehn Jahren sind die Koreaner auch in Deutschland aktiv — in den vergangenen fünf Jahren waren sie regelmäßig in Leipzig zu Gast. Nun steht ein Ortswechsel an — und die Koreaner klopften deshalb an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln an. Dort gab es grünes Licht und einen klaren Standpunkt: Die Dependance in Wuppertal sei die richtige Adresse für die geballte Kurs- und Konzert-Offensive.
Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Sache allerdings: Auf dem Flyer, der unter koreanischer Regie entstand, ist nicht etwa die Musikhochschule zu sehen — sondern die Stadthalle, die beim sommerlichen Klangfest jedoch gar keine Rolle spielt. Das Festival ist also speziell für Koreaner eine gute Chance, Wuppertal richtig kennenzulernen.