Günter Wand: Humor, Werktreue und ein später Durchbruch
Der gebürtige Elberfelder war ein Dirigent der alten Schule.
Wuppertal. Als Lutz-Werner Hesse den Dirigenten Günter Wand in den 90ern live erlebte, hätte er wohl kaum gedacht, dass er einmal als Direktor in einem Günter Wand-Haus den Ton angeben würde.
Der 55-Jährige, inzwischen Chef der Wuppertaler Musikhochschule, kann sich noch bestens erinnern: "Ich habe zwei Konzerte in der Stadthalle erlebt. Sie waren fantastisch, das Publikum hat getobt." Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters war Wand damals - und berühmt dafür, "dass er kein Konzert ohne fünf Proben gab". Überhaupt war Wand ein Dirigent der alten Schule: Er reiste stets mit eigenem Notenmaterial an, pflegte die Werktreue ("Effekthascherei war ihm zuwider"), hatte eine "überaus genaue Arbeitsweise" und den Ruf, sehr humorvoll, aber auch sehr streng zu sein.
Wand wurde 1912 in Elberfeld geboren, studierte in Köln und München und sammelte erste Theatererfahrungen in seiner Heimatstadt, in Allenstein und in Detmold. 1939 wurde er zum 1.Kapellmeister an die Kölner Oper berufen, 1946 zum Kölner Generalmusikdirektor ernannt. In mehr als drei Jahrzehnten - davon 28 Jahre als Gürzenich-Kapellmeister - hat er das Musikleben der Domstadt geprägt.
Bis 1975 erlebte er eine erste solide Laufbahn. Dann kam sein großer - später - Druchbruch: mit einer Bruckner-Aufnahme (5. Sinfonie) und einer zweiten Karriere im NDR-Sinfonieorchester. "Wand war kein Gesellschaftsmensch, er lebte zurückgezogen", betont Hesse. 2002 starb der Elberfelder in Ulmiz bei Bern, wo er mit seiner zweiten Frau Anita wohnte. Doch die Erinnerung lebt weiter - ab sofort hauptsächlich in Barmen.