Bergische Biennale: Schüler lernen zeitgenössische Töne

Ein Projekt der Bergischen Biennale will Kindern moderne Musik näherbringen. Premiere ist am 1. Mai.

Wuppertal. Die Pausen sind am schwersten. Schenkelklopfen, Klatschen, Schnippen, Stampfen: Der Viererrhythmus läuft nach einiger Zeit gleichmäßig bei den Fünftklässlern der Rudolf-Steiner-Schule an der Schluchtstraße. Doch vier Schläge und dann einen Takt Pause - das fällt den Kindern sichtlich schwer.

Sie machen mit bei dem Projekt "Response" im Rahmen der diesjährigen Bergischen Biennale für Neue Musik. Ziel des in England entwickelten und seit 1988 auch in Deutschland praktizierten Modells ist es, Schüler an zeitgenössische Musik heranzuführen. In Remscheid, Solingen und Wuppertal erarbeitet deshalb jeweils eine fünfte Klasse ein Stück, das sich auf die diesjährige Biennale-Uraufführung - "Granatspiele" von Violeta Dinescu - bezieht. "Wir wollen junges Publikum hineinziehen", erklärt Projektleiter Christian Zech, der extra aus Stuttgart angereist ist.

Am Anfang lassen er und seine Kollegin Mechthild Pembaur vom Kölner Büro für Konzertpädagogik die Kinder erst einmal Klänge erzeugen - mit ihrem Körper, mit Papier, mit Küchenutensilien. "Je mehr wir die Kinder von den klassischen Instrumenten wegkriegen, desto freier sind sie in ihrem Tun", erklärt Zech.

Wie etwa lassen sich die Buchstaben des Wortes "Granatspiele" darstellen? Mit Lauten und Armbewegungen ahmen die Kinder die Formen der Schrift nach.

Sechs Doppelstunden verbringen die musikalischen Gäste in der Klasse, die als Streicherklasse bereits seit zwei Jahren Instrumente lernt. Ausgewählt wurde die Schule zufällig über persönliche Kontakte der Musiklehrerin Monika Winterson. In drei Untergruppen haben die Schüler schon ihre persönliche Version der Granatspiele erarbeitet. Zuerst proben die Instrumentalisten: Vier Geigen, vier Gitarren, Cello, Kontrabass und Klavier spielen zusammen, hören aufeinander, antworten. Max gibt mit seinem Bogen das Zeichen für den Schlusston. Dann kommen die Schlagwerker.

Sechs Trommler beginnen mit einem prägnanten Rhythmus, teilen sich dann und enden mit einem präzisen Schluss-Schlag. Die Sänger bauen auf dem altbekannten Lied "I like the flowers" auf, verfremden es jedoch in der Mitte. Zum großen Konzert am 1. Mai kommen dann alle drei Schulen in der Aula der Rudolf-Steiner-Schule zusammen und präsentieren ihre Ergebnisse.

Auch das Original-Stück wird dann vom Ensemble der Bergischen Gesellschaft für Neue Musik nochmals aufgeführt. "Wir wollen, dass die Kinder neue Kompositionen mit hoher Kompetenz und Lustgewinn hören", hofft Zech.