Sechs Mädchen suchen das Glück
Die Premiere von „Der rote Baum“ überzeugt durch engagiertes Spiel und philosophischen Tiefgang.
Wuppertal. „Will ich so sein?“ Wie eine Puppe lässt das Mädchen es geschehen, dass es von seinen Kolleginnen zur Sportlerin geformt und dann zur koketten Pose gebogen wird oder als Soldat salutiert. In sehr schönen Bildern gehen die sechs Mädchen des Jugendclubs I der Wuppertaler Bühnen der Frage nach, wie sie sein wollen und was für sie Glück bedeutet.
Unter Anleitung der Theaterpädagogen Markus Höller und Miriam Rösch haben sie — ausgehend von dem Bilderbuch „Der rote Baum“ von Shaun Tan — ein packendes und immer wieder überraschendes kleines Stück geschaffen.
Die Uhr tickt, und auf jeweils eigene Art machen sich die sechs Mädchen bereit für den Tag. „Denkst Du, Du schaffst das?“ fragen sie in den Raum. Sie stehen dicht gedrängt im Bus, hechten dem Leben hinterher, genießen kleine Momente des Glücks. Doch was ist Glück eigentlich? „Kleine Gesten“, „ein Kompliment“, „all you can eat“ — das Publikum lacht. Oder einfach rote Blüten, die in die Luft geworfen werden?
Philosophisch ist dieses 45-minütige Stück über weite Strecken. „Die Welt ist ein Spielfeld und Du bist die Spielfigur“, sagen die Schauspielerinnen etwa — oder sie erinnern daran, dass eine weggespülte Sandburg Platz für etwas Neues bietet.
Voller Intensität sind Laura Bachmeier, Saskia Deer, Rosa Hallqvist, Anastasia Kosareva, Emma Lipphaus und Mirjam Revers bei der Sache, können spontan umschalten zwischen Lachen und Weinen, zwischen Freude und Nachdenken.
Riesig groß erhebt sich im Hintergrund die grob skizzierte, rote Straßenlandschaft aus dem Bilderbuch. Alles andere wird rein pantomimisch dargestellt. Ausgrenzung und freundliche Gesten, Hin- und Hergerissensein, Rennen und Marschieren — alles wird hier auf den Prüfstand gestellt. „Super, das war richtig toll“, sind sich anschließend die beiden jungen Besucher Erich und Arian einig.