Skulpturenpark Waldfrieden: Tanzende Säulen im Frühling
Tony Craggs Skulpturenpark Waldfrieden eignet sich ideal für einen Osterspaziergang.
Wuppertal. Der Skulpturenpark Waldfrieden, den der Bildhauer Tony Cragg allen Bürgern zum Geschenk gemacht hat, liegt an den Wuppertaler Südhängen. Dort bilden das Gewachsene und Gewordene, die Natur des Bergischen Landes und die Kunst von ihm und seinen Freunden eine wundersame Einheit. Die ersten Krokusse und Osterglocken wachsen auf den Wiesen. Die Sternmagnolie und die Obstbäume stehen kurz vor der Blüte. Zwischen Buchen, Eschen, Eichen, amerikanischer Roteiche und japanischem Ahorn "wachsen" Bronzefiguren in den Himmel - ein idealer Osterspaziergang ist dies für die ganze Familie.
Wir empfehlen dem Wanderer gutes Schuhwerk, denn vom Parkplatz steigt der Weg aus der Talsohle rund 400 Meter an. In einer Serpentine grüßt die erste Skulptur. Sie heißt "Bulb", frei nach dem lateinischen Wort für Knolle oder Birne. Ein Koloss aus grünlichem Stein ist sie, und sie steht so nahe am Abhang, dass man meint, sie werde gleich kippen. Auf halber Höhe wirbelt eine dreiteilige Stahlskulptur empor. Die Teile kreisen umeinander und schrauben sich dabei in die Frühlingsluft.
Auf der Höhe angekommen, kann der Fußgänger im "Café Podest", einem ehemaligen Forsthaus, eine Pause einlegen. Das Haus bekam seinen Namen, weil der ursprüngliche Eigentümer, der Lackfabrikant Kurt Herberts, mitten in der Waldlandschaft ein künstliches Podest anlegte. Will der Gast nicht einkehren, wird er über einen Schotterweg auf dem leicht ansteigenden Gelände weitergeführt und steht im Kassenhaus und anschließend im Park.
Je nach der Tageszeit wird er Bussard, Fuchs, Reh oder Specht sehen oder hören. Sofern er sich in der Flora auskennt, kann er den Mammutbaum oder den Gingko entdecken. Tony Cragg ließ 250 Bäume pflanzen und morsche Pflanzen abholzen. Eine Rieseneiche führt um die Eingangstreppe herum. Sie hat einen Alkoven um den Stamm, für den Ausblick des Besuchers. Sie wirkt wie eine natürliche Skulptur.
Nun weitet sich der Park, und der Kunst- und Naturgänger hat den gesamten Kosmos von Cragg vor Augen. Dazu gehören die "Tanzenden Säulen" neben den Bäumen. Beides, die gewachsene und die gebaute Form, sind nach demselben konstruktiven Prinzip entwickelt. Cragg sagt dazu: "Alles, was aufsteht, was in die Luft hinein will, die Bäume, die Menschen, die tanzende Säule, das sind Lebenszeichen. Das ist diese energetische Überwindung der Schwerkraft. Das ist das Tolle. Das macht Bildhauerei zu einem Experiment."
Glanz- und Mittelpunkt des Parks sind drei tanzende Bronzefiguren. Ihre Bewegungsabläufe, das Wuchten der schlanken Körper in die Höhe, das Ziehen und Strecken, Drehen und Staffeln der wechselnden Gesichts-Profile ist allein schon ein Hingucker. Am oberen Ende des Hauptwegs steigert sich das optische Spektakel angesichts einer auf Hochglanz polierten Edelstahl-Skulptur. "Entfernter Cousin" heißt sie, und sie gleicht einem wechselhaften Kobold. In der glatten Oberfläche spiegeln sich die Besucher und die Blätter der Umgebung. Ein Sinnbild für die Interaktion im Park zwischen der Kunst und ihrer Umgebung.