Grund sind erhöhte Coronainfektionszahlen Wenn aus zwei drei Konzerte werden
Stadt hat Sitzplatzzahl in kulturellen Spielstätten weiter reduziert.
Die rasch steigenden Coronainfektionszahlen setzen den kulturellen Spielstätten zu. Der Herbst begann mit reduzierter Platzzahl, was unlängst Stößels Komödie in die Knie zwang. Nun schnallt eine Allgemeinverfügung der Stadt Wuppertal den Gürtel noch enger, bringt mit neuen Richtlinien in Zugzwang. Die besagen, dass maximal 150 Zuschauer sowie 20 prozentige Raum-Auslastung erlaubt sind. Was zu weiteren Veranstaltungsabsagen und im Fall des zweiten Sinfoniekonzertes am Wochenende zu Irritationen führte.
Die Spielzeit 2020/21 ist eine andere. Programme müssen coronatauglich gemacht, die Besucherzahl reduziert werden: 341 Plätze in der Oper (statt 700), 564 in der Stadthalle (statt 1500) und 75 im Theater am Engelsgarten (statt 155) standen zur Verfügung. Folge: Die Abonnements der Wuppertaler Bühnen wurden ausgesetzt, den Abonnenten ein Vorkaufsrecht eingeräumt.
So auch beim zweiten Sinfoniekonzert „Schlaraffenland“, das Beethovens Ouvertüre zu Fidelio und seine vierte Sinfonie sowie Mozarts Violinkonzert Nr.5 bietet. Das lebensfrohe und üppige Angebot erfreute sich großer Nachfrage, war entsprechend (seit mittlerweile überholter) Platzzahl nahezu ausverkauft und musste innerhalb von 24 Stunden auf Null gesetzt werden. Alle Tickets für die Konzerte am 18. und 19. Oktober und die ausverkaufte Opernvorstellung „Die Zauberflöte“ am 16. Oktober mussten komplett storniert werden, „um dann einen neuen, angepassten Saalplan in den Verkauf zu geben“, erklärt Esther Klose, die die Öffentlichkeitsarbeit beim Sinfonieorchester verantwortet. Außerdem wurden aus zwei drei Konzerte gemacht, um so wenigstens einige Plätze mehr zu retten. Die Abonnenten wurden beim neuen Kartenverkauf zuerst bedient.
Taltontheater stellt weniger Stühle auf, Tic-Theater bleibt zu
Dennoch gab es Ärger: Weil die einzelnen Reihen und Sitzplätze mit Preisstufen versehen sind „und es uns in der Kürze der Zeit nicht möglich war, bei 150 Plätzen alle Preisgruppen abbilden zu können“, so Klose, lag der Einstiegspreis bei 31 Euro und damit deutlich höher als einige Abonnementtarife, die bei 14 Euro beginnen. Während einerseits Verständnis für die Preisgestaltung gezeigt wurde, gab es andererseits Verstimmung. Esther Klose versuchte die Wogen zu glätten, die Neuregelung habe nichts mit einem „Ausschluss von Besuchern zu tun“. Vielmehr setze man drei Konzerttermine an, biete „zusätzlich unterschiedlichste Konzertformate in verschiedenen Preissegmenten an und spiele unter anderem auch kostenlos in Institutionen, deren Bewohner_innen nicht die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen“.
Mit Veranstaltungsabsagen muss auch die Stadthalle leben, die Bühne des Sinfonieorchesters. Allerdings, erklärt Heike Janssen, die sich im Haus um die Kulturveranstaltungen kümmert, sei die Lage schon länger kompliziert, verschärfe sich aktuell. Veranstalter überlegen langfristig, haben ganze Tourneen im Blick, entscheiden konstruktiv und ohne Panik, sagt sie.
Das Taltontheater stemmt sich gegen die Restriktionen und versucht eine kulturelle Grundversorgung aufrechtzuerhalten. Künstlerischer Leiter Jens Kalkhorst stellt nach gerade 40 nunmehr nur noch 30 Stühle auf. „Wir haben das große Glück einer mobilen Bestuhlung, können optimal reagieren“, sagt er. Allerdings arbeite das Theater defizitär, er wisse nicht, wie lange sein Theater das noch durchhalten könne.
Das Tic-Theater hat sich entschlossen, „den Theaterbetrieb zunächst bis Ende des Jahres ruhen zu lassen“. Die finanzielle Situation des Cronenberger Theaters „ist den Umständen entsprechend zur Zeit gut“, so Geschäftsführer Ralf Budde, aber „unter den geltenden Regelungen ist für die Zuschauer kein genussvolles Theater-Erlebnis in der gewohnten Form möglich“. Gekaufte Eintrittskarten, Gutscheine, Abonnements bleiben gültig, werden ins nächste Jahr übernommen oder verlängert.
Übrigens: Die drei Ausgaben des zweiten Sinfoniekonzertes waren Freitagmittag ausverkauft.