Stadthalle: Sinfoniker nehmen Gäste mit ins Gefühlsbad

Konzert: Das städtische Orchester holt das russische Nevà Trio mit ins Boot.

Wuppertal. Um "Lebensbilder" ging es beim 3. Konzert des Wuppertaler Sinfonieorchesters in der Stadthalle: um Werke von Ludwig van Beethoven und Alexander Skrjabin.

So exzentrisch wie seine eigenwillige Privat-Philosophie mit den Ideen eines mystisch-religiösen "Allkunstwerks" mutet Skrjabins Opus 29, die zweite Sinfonie in c-Moll aus dem Jahr 1901, an.

Düster im Andante-Beginn, getragen von den tiefen Streichern und Holzbläsern, durchzieht ein Leitmotiv die fünf Sätze. Die Wandlungen, die es erfährt, reichen von melodischer Zartheit bis zum heroischen Gestus im Wagner-Stil. Unruhige Streicherfiguren umspielen es, schräge Einwürfe des Blechs spalten es.

Selbst die aufschimmernden Kantilenen in den Holzblasinstrumenten schaffen nur ein Aufatmen, keine beständige Beruhigung. Auch der ländlichen Idylle, im mittleren "Andante" mit Vogelrufen der Flöte über atmenden Streicherfläche beschworen, darf man nicht trauen: Beständiges Paukengrummeln, heftige Steigerungen und plötzliche Stopps weisen auf die letzten Sätze "Tempestoso" und "Maestoso".

Harte Paukenschläge, zischende Tamtam-Blitze, auffahrende, chromatische Streicherwinde und heroisch auftrumpfende Blechbläser bereiten mit den eingestreuten melodischen Inseln die Wechselbäder der Gefühle.

Hervorragend weist der junge Dirigent Eric Solén die Musiker an. Bestens sorgen sie mit punktgenauen Einsätzen, homogenen Instrumentengruppen und dynamischen Extremen dafür, das wirre Lebensgefühl des Russen in der Musik erfahrbar zu machen.

Als Beethovens Tripel-Konzert für Klavier, Violine und Violoncello 1803/04 entstand, war er auf der Suche nach neuen Lebensbildern und musikalischen Formen. Eine "Konzertante Sinfonie" schwebte ihm vor, dem barocken Concerto grosso oder der Sinfonia Concertante verwandt.