Theater: Eine Spielzeit auf Sparflamme
Oper und Schauspiel planen in der Saison 2013/2014 weniger Aufführungen.
Wuppertal. Keine Frage: Der Begriff „Vorstellungen“ löst verschiedene Assoziationen aus. Politiker haben welche im Kopf, Opern- und Schauspiel-Gäste erleben sie naturgemäß im Zuschauersaal. Wer sich im Theater auskennt, ahnte es also bereits: Die „Vorstellung der Spielpläne“ für die Saison 2013/2014, wie sie auf der Tagesordnung im Kulturausschuss angekündigt worden war, konnte nicht stattfinden. Spielpläne werden bei den Wuppertaler Bühnen traditionell im Frühjahr vorgestellt. Und das soll auch so bleiben, wie Schauspiel-Chef Christian von Treskow signalisierte.
Immerhin: Im Ausschuss gab es zumindest eine erste Vorschau auf die Saison 2013/2014 — ausgelöst durch die vorausgegangene, öffentlich geführte Debatte, ob von Treskow gewillt und in der Lage ist, die Zeit zwischen der Schließung der alten kleinen Bühne in Elberfeld (Sommer 2013) und der Eröffnung der neuen kleinen Spielstätte in Barmen (vermutlich Anfang 2014) durch Gastspiele an anderen Orten zu überbrücken. Wie die WZ berichtete, hatten Politiker und Stadtspitze die klare Erwartung formuliert, dass sie Vorstellungen an alternativen Spielstätten, etwa in der Citykirche oder im Barmer Haus der Jugend, wünschen.
Dabei machte von Treskow klar, dass er die Saison 2013/2014 derzeit ohne eine kleine Bühne plane. Solange nicht abzusehen sei, ob angedachte Lösungen — darunter ist auch die Option, vorübergehend die Räume der einstigen Comödie am Karlsplatz zu nutzen — , tatsächlich realisierbar seien, rechnet er allein mit der großen Bühne. Dort wiederum wird das Spardiktat sichtbare Folgen haben. Dies ist bereits abzusehen. So kündigte von Treskow an, dass es im Opernhaus nur noch vier — also nicht mehr fünf — große Schauspiel-Produktionen geben wird. Auch sein Opern-Pendant Johannes Weigand reduziert das Programm: „Wir planen fünf Musiktheater-Produktionen im Opernhaus, also auch eine Aufführung weniger.“ Darunter ist das Musical „Evita“, das die Wuppertaler am 24. Mai 2013 in Solingen herausbringen.
Im Schauspiel wird die letzte Inszenierung der Saison gestrichen, die „in den bisherigen Spielzeiten im Juni Premiere hatte“. Es wäre seine eigentliche Abschiedsvorstellung geworden, denn Christian von Treskows Amtszeit endet im Sommer 2014. Nun aber soll die letzte Premiere unter seiner Intendanz im April — eine Woche nach Ostern — gefeiert werden. Der Intendant, der am kommenden Dienstag seinen 44. Geburtstag feiert, liebäugelt mit einer Shakespeare-Komödie, „die ich selbst herausbringen möchte“.
Zwei Monate zuvor, im Februar 2014, soll es moderneres Theater geben: „Es handelt sich um die Bearbeitung eines bekannten amerikanischen Romans aus dem 20. Jahrhundert.“ Von Treskow hat sie „schon vor längerer Zeit bei einem deutschen Dramatiker in Auftrag gegeben“. Vielleicht ist es ja Thomas Melle — der 37-Jährige hatte bereits „Eine Billion Dollar“ ermöglicht und Andreas Eschbachs gleichnamigen Roman für die Bühne adaptiert. Die Uraufführung war von Treskows Antrittsvorstellung und ein großer Erfolg gewesen.
Bevor im November 2013 ein Familienstück über die Bühne gehen soll, möchte von Treskow seine letzte Wuppertaler Spielzeit „mit einem größeren Klassiker“ eröffnen: „Noch kann ich aber nicht sagen, ob es klappt und ich das Stück besetzen kann.“ Womit er das Kernproblem anspricht: Abgesehen davon, dass das Tanztheater mit einem Festival seinen 40. Geburtstag feiere und das Opernhaus dadurch dem Schauspiel und der Oper „in größeren Blöcken nicht zu Verfügung steht“, haben das Spardiktat und die noch ungeklärte Frage, ob eine alternative kleine Bühne genutzt werden kann, klare Konsequenzen: Die Ensembles werden verkleinert. Wie die WZ berichtete, verlieren Oper und Schauspiel nach aktuellem Stand insgesamt zehn feste Ensemblemitglieder.
Dies könne sich aber noch einmal ändern. Wie groß die Ensembles am Ende tatsächlich sind, soll erst am 22. April 2013 verkündet werden — bei der richtigen „Vorstellung“ im Rahmen der Spielzeit-Pressekonferenz.