Tim Heinz ist der Chirurg mit dem gewissem Groove
Tagsüber operiert Tim Heinz Gelenke, in seiner Freizeit sitzt er am Schlagzeug und macht mit Musikprofis feinen Jazz.
Wuppertal. Das klingt nach eigentlich diametralen Gegensätzen: Tim Heinz (45) praktiziert als Chirurg in Elberfeld („Ich mache vor allem Knie“), in seiner Freizeit spielt er Schlagzeug mit ausgewiesenen Jazz-Koryphäen. Am Samstag tritt er mit dem Tilo Bunnies Trio in der Färberei auf.
Herr Heinz, wie sind Sie zur Musik gekommen?
Tim Heinz: Ich habe von klein auf Musik gemacht. An der Bergischen Musikschule habe ich Schlagzeug gelernt. Später habe ich mit der Musik mein Medizinstudium verdient.
Wären Sie gern Profi-Musiker geworden?
Heinz: Das hätte ich mir schon vorstellen können. Aber irgendwann muss man sich überlegen, womit man besser eine Familie ernähren kann. Als Musiker kann das auf die Dauer ziemlich hart werden.
Aber Sie spielen heute ausschließlich mit Profi-Musikern.
Heinz: Ich habe während des Studiums immer freitagsabends in der Traditionskneipe „Doktor Jazz“ gespielt, ich gehörte zur Hausband. Da lernt man ziemlich viele Musiker kennen. Während meiner Zeit im Krankenhaus war ich natürlich von der Bildfläche verschwunden — das lässt sich mit den vielen Diensten dort nicht vereinbaren.
Der Jazz hat Sie allerdings nicht losgelassen.
Heinz: Wenn man sich mit einer Praxis niederlässt, läuft das Leben geregelter — und da haben sich einige Musiker wieder gemeldet. Nun freue ich mich natürlich sehr, dass ein so herausragender Pianist wie Tilo Bunnies, der 13 Jahre in Kalifornien gelebt hat und viel mit Weltklasseleuten unterwegs ist, vorzugsweise mit mir spielen will.
Ihre Ansprüche dürften auch nicht gering sein.
Heinz: Wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, macht es keinen Spaß, Musik auf niedrigem Level zu spielen. Da höre ich mir lieber eine Platte an.
Warum konzentriert sich das Tilo Bunnies Trio auf Jazz im Stil von Oscar Peterson und Dave Brubeck?
Heinz: Der steckt uns im Blut. Damit sind wir groß geworden, weil unsere Eltern das in den 60er Jahren gehört haben.
Ihre Jazz-Richtung nennt sich Straight Ahead Jazz. Was zeichnet den aus?
Heinz: Er hat ein festes metrisches Gerüst, aber der improvisierte Groove darüber muss stimmen — egal ob Bossa Nova oder Swing.
Wie passt Ihre Tätigkeit als WSV-Vereinsarzt zu alldem?
Heinz: Ach, ich liebe eben auch den Fußball, habe früher selbst gespielt. Es hat vielleicht auch einen kleinen lokalpatriotischen Einschlag.