Tonleiter: Ein Reigen durch die Musikgeschichte
Den letzten Teil der Reihe in dieser Spielzeit gibt es im Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden am 27. Februar.
Wuppertal. Die zweite Veranstaltung der Reihe „Tonleiter“ dieser Saison im Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden war für Musikliebhaber, die vornehmlich reine Dur-Moll-Klänge gewohnt sind, keine leichte Kost.
Dennoch war die Neugier groß, das Glasgebäude ausgezeichnet besucht, als es überwiegend um Werke ging, die in der 12-Ton-Technik komponiert wurden.
Präsentiert wurde ein Überblick aus der Musikgeschichte von der Befreiung aus dem Dur-Moll-Raum in der ersten Dekade des letzten Jahrhunderts bis zum dichten Umgang mit den 12-Ton-Welten Anfang der 50-er Jahre. Er verdeutlichte die hohe ansprechende musikalische Emotionalität der vorgestellten Vertreter dieser Epoche. Für seine experimentellen Tonschöpfungen ist Luciano Berio in aller Munde. Ihm war die Entwicklung zeitgenössischer Vokalkunst sehr wichtig. Als Beispiel dafür wurde von ihm „Chamber Music“ (Kammermusik) für Frauenstimme, Klarinette, Cello und Harfe herangeführt.
Dabei handelt es sich um eine Vertonung von drei Liebesgedichten aus der gleichnamigen Sammlung des bedeutenden irischen Schriftstellers James Joyce. Hier sind nicht nur die 12 Töne im Gleichgewicht, auch klangliche und strukturale Werte. Ähnlich verhält es sich mit dem Klavierwerk „Quaderno Musicale di Annalibera“ (Musikheft für Annalibera) von Luigi Dallapiccola, Berios Vorbild. An Johann Sebastian Bach gemahnende Kontrapunktik und exakt ausgearbeitete Klangstrukturen dominieren darin. Hanns Eislers fünfteiliges „Palmström“ ist in der klassischen - frühen - 12-tönigen Reihentechnik gehalten unter Verwendung einer bestimmten Art des Sprechgesangs (gebundenes Melodram). Arnold Schönberg kam auch zu Wort: in Form von seiner 1. Kammersymphonie in einer Bearbeitung Anton Weberns und der - von seinem Schwiegersohn Felix Greissle arrangierten - 4. Satz (Sonett von Petrarca) aus der Serenade op. 24. Sie spiegeln seine Entwicklung hin zu atonalen Klängen wider.
Ausgezeichnet disponierte Musiker zeichneten dafür deren Umsetzung verantwortlich: Sopranistin Dorothea Brandt (früheres Mitglied der Wuppertaler Bühnen), vom Wuppertaler Sinfonieorchester Liviu Neagu-Gruber (Geige), Ulrike Siebler (Flöte), Manuela Randlinger-Bilz (Harfe) und Gerald Hacke (Klarinette) sowie aus Berlin Adele Bitter (Cello) und der Pianist Holger Groschopp. Sie führten dieses Programm außerordentlich klar, mitreißend, mit großen Spannungsbögen auf. Selbstredend mündete der Abend in lang anhaltenden Schlussapplaus.