Unterwegs in neue Musikwelten
Charles Petersohn und die Formation Ossenbeck verbinden verschieden Stilrichtungen zu einem neuen eigenen Klang.
Wuppertal. Er ist ein Tausendsassa im Wuppertaler Kulturleben. Bei zahlreichen Veranstaltungen hat Charles Petersohn seine Finger im Spiel - im wahrsten Sinne des Wortes. Aber nach besonders vielen Projekten im letzten Jahr will sich der Computermusiker und DJ 2016 zwei besonderen Herzensangelegenheiten widmen: Der neuen Formation Ossenbeck und der Produktion einer neuen Platte.
Das letzte Jahr war vollgepackt: Petersohn wirkte bei der Produktion Sunays Erwachen des Theater Anderwelt mit, schuf die Musik. Er kümmerte sich um die Musik im Café Simonz, und besonders beschäftigt war er bei der Organisation des Festivals Orientexpress mit Künstlern aus den Bereichen Musik, Theater, Tanz, Lesungen, Poetry und Kino „aus dem Bannkreis“ der legendären Zugverbindung von Paris nach Istanbul.
„Also, von April bis August wusste ich nicht, wo mir der Kopf steht“, erinnert sich Petersohn. Als Konsequenz werde er sich 2016 auf zwei Themen konzentrieren. Da ist zum einen der Wunsch, wieder mehr eigene Musik zu machen und eine Platte zu veröffentlichen. Zwischendurch hatte er „die Inspiration verloren“. Zum Glück änderte sich das: „Es hat mich wieder gepackt.“ Bis Sommer will er genug Musik zusammenhaben, um sie auf eine Schallplatte pressen zu lassen.
Die meiste Zeit aber will er „Ossenbeck“ widmen. Entstanden ist die Formation durch einen speziellen Auftrag: Für die Eröffnung des Ateliers KuKuNa (Kunst, Kultur, Natur) sollte er etwas machen, das traditionelle und moderne Musik verbindet. „Da hat es bei mir Klick gemacht“, berichtet Petersohn. Er dachte an Michael Hablitzel, Cellist im Sinfonieorchester: „Es war Zeit, dass wir etwas zusammen machen.“
Er bat noch die Violinistin Ulrike Nahmmacher dazu, sie probierten verschiedene Mischungen aus, fanden frühmittelalterliche Klosterlieder, die sie mit elektronischen Klängen ins Heute holten. „Der Erfolg war überraschend groß“, so Petersohn. Für ein zweites Konzert wollten sich nicht einfach das gleiche noch einmal spielen. Sie nahmen noch die Vibrafonistin und Percussionistin Salome Amend dazu. Auch dieses Konzert wurde ein Erfolg. „Damit ergab sich: Wir wollen noch weiter gehen“, sagt Michael Hablitzel.
Als „Ossenbeck“ erproben und entdecken die vier unterschiedlichen Musiker das freie Zusammenspiel. Das Quartett erzeugt mit gleichzeitig verspielten und intensiven Tönen einen feinen, harmonischen Sound aus Klassik, Jazz, Ambientmusik und Techno.
„Das ist ein besonderes Erlebnis“, schwärmt Charles Petersohn. „Hin zu etwas total Freiem, das trotzdem einen Rahmen hat.“ Jede Probe, jeden Auftritt nehmen sie auf, diskutieren — und sind sich nicht immer einig. Auf jeden Fall entsteht jedes Mal etwas Neues. „Die Kunst ist, sich total fallen zu lassen“, betont Michael Hablitzel. Trotz der unterschiedlichen Hintergründe funktioniere das Zusammenspiel. „Es passt einfach.“