Volles Haus zum Jazzmeeting
Unter dem Motto „Sounds like Whoopataal“ jazzten die Musiker vergangenen Freitag – das Publikum war begeistert.
Wuppertal. Free Jazz! schienen die schrägen Klänge von Saxofon und Klavier anfangs zu rufen, als wollten sie signalisieren: Das Hören könnte ungewohnt sein. Marie-Christine Schröck und Guido Schlösser nannten ihr Spiel beim 6. Jazzmeeting "Die Unvorhersagbarkeit der freien Improvisation", und da die beiden Musiker sich genügend Raum ließen, vielfältiges Material beizusteuern, klang ihre Musik vielfarbig und reich.
Einen ähnlich donnernden Auftritt legte bei dem wieder schön frequentierten Jazzabend im Café Ada die Formation Axel Kottsiepers Packt hin. Der Namensgeber tobte am Schlagzeug und knallte mit einem Rhythmus auf die Drums, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: flüchten oder standhalten. Wer standhielt, wurde belohnt - mit avantgardistischer Sezierung, bei der jeder Ton wie unterm Mikroskop untersucht wurde. Vielleicht ist das Anarchie und Lust, aber wer kann das bei Free Jazz schon wirklich sagen. Das Jazz-Spektrum reichte von Improvisation bis zur Kombination mit Latin-, Swing- und Rock-Klängen.
Auf beiden Etagen des Adas wurde gespielt, weshalb es ein ständiges Kommen und Gehen über die Holztreppe gab, um keines der musikalischen Kabinettstücke zu verpassen. Und weil auch diesmal das Jazzmeeting ein Familientreffen war, wurde viel diskutiert. Im Gewühl entdeckt wurden Mark Tykwer und seine Frau Nicole, Cartoonist und Musiker Eugen Egner, ort-Förderer Klaus Untiet und ein glücklich lächelnder Rainer Widmann. "Ich bin sehr zufrieden", freute sich der Chef-Organisator über "seine" Veranstaltung. Durch lang anhaltenden Applaus dokumentierten die Zuhörer bei der Entdeckung des Abends ihre Freude.
Bejubelt wurde die Band anna.luca, deren Repertoire von Balladen bis zu elektronisch angereichertem Neo- Jazz reicht. "Das sind alles Songs, die wir selbst geschrieben haben", erklärte Sängerin Anna Luca Rademacher, darunter als einziger deutschsprachiger Beitrag die "Blaue Stunde", und den Zuhörern blieb sprichwörtlich die Spucke vor Begeisterung weg. Als Zugabe setzte sich die Tochter eines Geigers und einer Cellistin ans Klavier. "Lacht mich nicht aus. Ich habe seit Jahren nicht mehr gespielt", und zeigte eine weitere Facette dessen, wie moderner Jazz klingen kann. Fazit: "Sounds like Whoopathal" ist nicht allein ein Kompliment für die erste Generation um Peter Kowald, Peter Brötzmann und Hans Reichel, sondern ebenso für aktuelle Soundtüftler.