Vorstoß ohne Chance
Wer selbst in einer Jury sitzt, weiß, dass hinter verschlossenen Türen Diskretion, Kompromissbereitschaft und Fingerspitzengefühl gefragt sind. Auch nach außen hin gilt: Namen möglicher Preisträger werden nicht auf dem öffentlichen Markt verhandelt.
Falls doch, gibt es schnell einen faden Beigeschmack. So wie jetzt beim Von der Heydt-Preis.
Die Fürsprecher, die lieber Georg Dreyfus geehrt sähen, hätten womöglich mehr Aussicht auf Erfolg gehabt, wenn sie ihren Vorschlag direkt und weniger öffentlichkeitswirksam an die Jury gerichtet hätten. Dass die pikiert ist, wenn sie aus den Medien erfährt, wer offensiv ins Spiel gebracht wird, verwundert nicht. Für Dreyfus ist zu befürchten, dass ihm damit auch die Chance genommen wurde, bei einer der folgenden Preisvergaben berücksichtigt zu werden.
Dabei ist eines natürlich nicht zu vergessen: Dem aktuellen Preisträger kann man nur gratulieren. Dass mit Michael Zeller nach 33 Jahren wieder ein Schriftsteller auserkoren wurde, war höchste Zeit. Bleibt zu hoffen, dass es nach den ganzen Diskussionen jetzt wieder allein um den Preis und seine verdienten Träger geht.