Atelier „Wir müssen bei der Jugend anfangen“
Die Museumspädagogik des Von der Heydt-Museums arbeitet jetzt im frisch renovierten Atelier am Wall.
Es war in die Jahre gekommen - das Atelier der Von der Heydt-Museumspädagogik am Wall. Die beim Einzug vor über 20 Jahren übernommene, von Anfang an nicht ganz kompatible, verschachtelte und dunkle Einrichtung des ehemaligen Leimberg’schen Fotoladens war abgenutzt und unansehnlich. Eine Renovierung längst überfällig. Im Frühjahr ging sie tatsächlich über die Bühne. Hell, sauber und einladend präsentieren sich die Räume seither. Weil die Ausstellungsarbeit des Museums intensiv war, wanderte das geplante Eröffnungsfest vom Sommer in den Herbst. Bis es vor kurzem unter großem Zuspruch der Besucher nachgeholt wurde.
Die Museumspädagogik ist eine Herzensanliegen des Kunst- und Museumsvereins. „Natürlich wollen wir Ältere fürs Museum gewinnen. Aber wir müssen bei der Jugend anfangen. Das ist schlicht und einfach so“, stellt Vorsitzender Joachim Schmidt-Hermesdorf fest. Und weil dem so ist, forderte er im Herbst 2017 die Leiterin der Museumspädagogik, Julia Dürbeck auf, konkrete Pläne zu schmieden, um den zirka 100 Quadratmetern auf zweieinhalb Etagen ein strukturiertes, modernes Erscheinungsbild zu geben mit einer ordentlichen Beleuchtung, viel Ablageflächen, neuem Boden und neuen Tischplatten. Außerdem wurde ein großes Büro für zwei Mitarbeiter geschaffen, das durch eine dicke Glaswand von einem der insgesamt drei Gruppenräume getrennt ist und, zur großen Freude der Museumspädagogin, eine deutlich schnellere Internetverbindung hat. Die schöne Fensterfront zum Wall wurde von Folienresten befreit, die einst die Fotoarbeiten geschützt hatten, und um Sitzfensterbänke ergänzt. Auf einem Beamer wird der Vorbeigehende nun über Veranstaltungen informiert. Die alten Plakate sind ebenso passé wie der verdreckte Windfang vor der Eingangstür, der durch eine zu den Fenstern passende Holztür ersetzt wurde.
Neues Beleuchtungskonzept und mehr Lagerfläche
Außerdem wurden die sanitären Anlagen erneuert, im Keller Lagerplatz geschaffen. Die schwierige Elektrik wurde entfernt, ein Beleuchtungskonzept mit Downlights in den Decken und Lichtleisten mit warmem Ober- und hellem Unterlicht über den Arbeitsflächen sorgt nun stets für die richtige Beleuchtung beim kreativen Tun. Der säure- und abriebfeste Vinylboden ist auf die weiß gekelchte Eichenholzoptik der Regale und Schränke abgestimmt. Die Kosten tragen mit je 50 000 Euro die Firma Vorwerk und die Brennscheidt-Stiftung (die die Kinder- und Jugendförderung in ihren Statuten festgeschrieben hat). Den Rest trägt der Kunst- und Museumsverein.
Die Auslastung während der aktuellen Ausstellung ist hoch
Etwa 200 Schulklassen und etwa 90 Kindergärten besuchen die Vormittagskurse der Museumspädagogik im Jahr. Hinzu kommen die erwachsenen Teilnehmer der verschiedenen Kreativitätsangebote am frühen Abend und am Wochenende und die Besucher des Jugendkunstclubs. Meist wird zuerst die jeweilige Ausstellung besucht, die dann im Atelier kreativ nachbearbeitet wird. Weshalb die genaue Auslastung meist vom Zuspruch der jeweiligen Ausstellung abhängt - aktuell mit Paula Modersohn-Becker sehr hoch ist. Seit zwei Jahren können die Teilnehmer durch eine Tür direkt vom Museum ins Atelier wechseln. 15 freie Mitarbeiter kümmern sich um die Vormittags-, weitere fünf bis sechs um die Kreativitätsangebote. Ein Betrieb, der nicht lange unterbrochen werden durfte - die Firma Ueberholz hatte nur vom Ende der Manet-Ausstellung im Februar bis Mitte April Zeit. Einweihen durften die neuen Räume dann die Museumsmitarbeiter mit einem Workshop. Im Sommer folgte das Projekt „Mein Bild spricht zu dir“, das rund 30 Kinder aus sogenannten bildungsbenachteiligten Stadtbezirken ans Museum heranführte. Julia Dürbeck, die seit 2004 in der Museumspädagogik wirkt, freut sich über das neue Atelier: „Wir wollten es für die Kinder und die Leute, die hier arbeiten, schön machen.“