Vorbereitungen für die Premiere im neuen Opernhaus
Am Sonntag wird „Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen“ erzählt. Nach fünf Jahren spielt die Musik wieder in der Oper.
Wuppertal. "Es wird sehr bunt." Und das meint Hilary Griffiths nicht nur mit Blick aufs Bühnenbild. Wenn der angehende Chef-Dirigent am kommenden Sonntag "Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen" erzählt, soll es auch im Orchestergraben alles andere als eintönig werden. Denn Griffiths weiß, was das Premierenpublikum im Opernhaus erwartet: "Musik mit vielen Farben".
Den ersten Gästen, die sich im sanierten Kulturtempel entspannt in die neuen Sessel fallen lassen dürfen, können deshalb allerhand wiedererkennen. "Kurt Schwertsik hat sich in seiner Oper aus vielen Töpfen bedient", erklärt Griffiths. "Manches erinnert an Kinderreime oder jazzige Nummern. Anderes klingt wie Foxtrott, Concerto grosso oder Trauermarsch." Und auch das darf schon verraten werden: Das zauberhafte Spektakel soll 70 Minuten dauern und vor allem "das Publikum der Zukunft" unterhalten. Was natürlich nicht heißt, dass sich nur Kinder ab sechs Jahren im neuen alten Opernhaus wohl fühlen sollen. Auch Erwachsene haben offensichtlich Lust auf eine märchenhafte Vorstellung: Die Premiere ist längst ausverkauft.
Wer die erste Produktion im wieder eröffneten Opernhaus nicht verpassen möchte und einen Alternativ-Termin sucht, muss sich sputen: Die Inszenierung von Aurelia Eggers ist nur fünfmal zu sehen - die letzte Vorstellung geht am 1. März über die frisch sanierte Bühne.
16 Sinfoniker, Solisten und Choristen servieren ein Märchen von Clemens Brentano, in dem eine Zauberin geschickt die Fäden und Kochzutaten in der Hand hält: Weil im Land Skandalia, in der Hauptstadt Besserdich, Jahrestag gefeiert wird, tischt Fanferlieschen Schönefüßchen (Joslyn Rechter) Zimt-und-Zucker-Brei auf - mit ihrer magischen Schürze zaubert sie eine Ration für das ganze Volk herbei.
Nur Jerum (Raimund Fischer) ist ein Nimmersatt: Machthungrig, wie er ist, zettelt der Königssohn einen Aufstand an. Als seinen Vater vor Entsetzen der Schlag trifft, hat es Jerum geschafft: Er regiert als Tyrann - und wird Opfer einer tierischen List, mit der Fanferlieschen den Herrscher milde stimmen will. Sie verwandelt ihre Lieblingsziege in eine Frau und schickt sie zu Jerum. Ob sie den Tyrannen tatsächlich bekehren kann, zeigt sich am Sonntag ab 18 Uhr.
So ist anzunehmen, dass sich im Opernhaus Entscheidendes zum Guten wendet: 23 Millionen Euro wurden investiert, damit es im denkmalgeschützten Gebäude nach fünf Jahren wieder Theater gibt. Griffiths ist besonders gespannt. Mit der Parabel gibt der gebürtige Brite seinen Einstand in der Barmer Oper, auch wenn er offiziell "nur" als Gast-Dirigent den Ton angibt. Ab August ist es dann amtlich - und Griffiths neuer Chef-Dirigent.