Wenn Farben klingen und Linien sprechen
Neue Schau in der Backstubengalerie.
Wuppertal. In der aktuellen Ausstellung der Backstubengalerie geht es um Grundsätzliches. "Linie - Farbe" nennt Galeristin Christine Ostermann ihre Schau, in der Bilder von Ursula Medenwald und Marlies Blauth gezeigt werden.
Den ganz elementaren Mitteln der Gestaltung, der Linie und der Farbe, dem alten Gegensatzpaar, sollen die Betrachter ihre Aufmerksamkeit schenken. Das Werk der beiden so unterschiedlichen Künstlerinnen hat dabei einiges gemein, auch wenn dies nicht auf den ersten Blick offensichtlich wird.
Medenwald lässt erst spielerisch Linien übers Papier laufen, deren Ausdruckskraft sie anschließend farblich akzentuiert. Dabei hat sie buchstäblich Musik im Ohr: Eine Reihe ihrer farbigen Zeichnungen sind bei Proben des Wuppertaler Sinfonieorchesters entstanden und zeigen die Musiker in Aktion, so dass die Hand der Künstlerin nicht nur vom Auge, sondern auch von der Kraft der Töne gelenkt wurde. Siena und Rottöne sind ihre Favoriten, weshalb die bewegten Blätter zusammen genommen durchaus Harmonie ausstrahlen.
Medenwalds experimentelle Materialdrucke, die sie mit Holzmodeln fertigt, leiten zum zweiten Teil der Ausstellung über: zu den Arbeiten von Blauth, die zwischen Malerei und Grafik angesiedelt sind. In der Kunst der Dozentin für Linol- und Holzschnitt geht es zwar nur um eins: die Farbe.
Doch bringt sie diese nicht weniger zum "Klingen" als ihre Kollegin die Illustrationen des musizierenden Orchesters. Technisch orientiert sich Blauth am sogenannten Zeugdruck, einer alten Methode zum Bedrucken von Stoffen mit Mustern und Bändern. Entsprechend verwendet sie eine Vielzahl kleiner Holzmodeln, mit denen sie die gesamte Bildfläche überzieht.
"Ich kombiniere die Linolschnitte mit Malerei, untermale, überdrucke, unterdrucke, übermale - und schaffe so Unikate, die mit der Auflagen-Druckgrafik nichts mehr gemein haben", erläutert sie ihren Arbeitsprozess. Ergebnisse sind vielschichtige Farbtafeln, die den Blick in die Tiefe des lichten Bildraums locken. So entstehen Farbakkorde, die das Erlebnis von Musik auf abstrakte Weise spiegeln.