Wenn Frauen Theater machen

Leo-Theater: „Honigmond“ ist ein Stück fürs weibliche Publikum.

Wuppertal. Das Leo-Theater in Langerfeld hat jetzt einen schicken Café-Bereich, ausgestattet mit Laminat-Fußboden und ansprechenden Sitzgruppen. Deshalb bietet das kleine Theater zunehmend Aufführungen mit Brunch oder Kaffee und Kuchen an. Dabei dürfen die Besucher erst einmal in Ruhe essen und anschließend die Vorführung anschauen.

"Honigmond" von Gabriel Barrylli, das jetzt Premiere hatte, kommt ganz ohne Männer aus und richtet sich vor allem an Frauen. Verführerisch lässt Racine Tewes die Hüften kreisen und rückt ihren Ausschnitt zurecht: Sie spielt den Vamp Linda, die von einem Verehrer zum nächsten springt und darauf aus ist, sich die schönsten Reisen und den teuersten Schmuck zu Füßen legen zu lassen. Ein großer Gegensatz dazu ist ihre Mitbewohnerin Christine: Hochgeschlossen in Jeans und Hemd jammert die Psychologin (Christiane Breucker) über die Männerwelt.

Etwas blass und sprachlich wenig ausgearbeitet wirkt das Ganze, bis Martina Dittes als Barbara die Szene stürmt: Inbrünstig tobt und wütet sie, weil sie den Seitensprung ihres Mannes entdeckt hat. Einen Moment lang schwankt sie zwischen Glas und Cognac, um dann die Flasche an den Mund zu setzen und den Inhalt hinunterzukippen.

Bald herrscht Einigkeit im Schimpfen über Männer im Allgemeinen und Besonderen. Dass das Stück dabei am Heiligen Abend spielt, wirkt etwas befremdlich bei 30 Grad Außentemperatur und ist für die Handlung eigentlich unwichtig.

Bald jedoch ändert sich die Stimmung: Während Linda, die ihre Schwangerschaft festgestellt hat, nun statt kleinem Schwarzen eine unförmige Bluse trägt, legt Barbara ihren Mütterchen-Habitus ab und verwandelt sich in eine attraktive Frau.

Schnell übernimmt Barbara einen der Liebhaber von Linda, während sich Christine mit ihrem Ex-Mann aussöhnt. Sehr plötzlich und ohne weitere Ausarbeitung der neuen Szenerie endet das mit vielen witzigen Lebensweisheiten gespickte Stück, das von den anwesenden Frauen immer wieder mit wohlwollenden Kommentaren und viel Applaus bedacht wird.

WZ-Wertung:

Regie: drei von fünf Punkten

Bühne: drei von fünf Punkten

Ensemble: vier von fünf Punkten