Jugendkanal von ARD und ZDF „Wishlist“ - Eine Mysteryserie made in Wuppertal
Marc Schießer und Marcel Becker-Neu haben für den neuen Jugendkanal von ARD und ZDF eine Internet-Serie gedreht: Schauerlich und schön.
Wuppertal. Ein Handy-App, die jeden Wunsch erfüllt — dafür aber auch eine Gegenleistung fordert. Das ist die Idee der Mysteryserie „Wishlist“. Sie läuft auf Funk, dem neuem Jugendkanal von ARD und ZDF — allerdings nicht klassisch im Fernsehen, sondern ausschließlich im Internet. Hinter der innovativen Serie im coolen Look stecken einige Wuppertaler, unter anderem der Regisseur Marc Schießer (30) und der Produzent Marcel Becker-Neu (26), die sich vom Medienprojekt Wuppertal kennen.
Herr Schießer, wie kam es zu Ihrer Arbeit für Funk?
Marc Schießer: Wir hatten ja mit „Vivi & Denny“ schon mal eine Webserie gemacht. Die hatte zwar nicht so viele Klicks, hat uns aber eine Menge Aufmerksamkeit gebracht. So kam auch Radio Bremen auf uns zu und fragte uns, ob wir Lust haben, eine Idee für ein neues Webformat einzureichen.
Bei Schauspielern gibt es Castings, wie läuft eine Bewerbung bei Regisseuren ab?
Schießer: Die Idee zu „Wishlist“ haben wir beide und die Youtuberin Christina Ann Zalamea entwickelt. Dann haben wir die Möglichkeit bekommen, in einem Konzept-Trailer die Verantwortlichen bei Radio Bremen von unserer Idee zu überzeugen. Und dann haben wir gedreht. . .
Marcel Becker-Neu: . . . zwischen Weihnachten und Neujahr 2015. Das war zeitlich extrem stressig.
Haben sich die Sender in Ihre Arbeit eingemischt?
Schießer: Das war, denke ich, normale redaktionelle Arbeit. Uns wurde nicht viel reingeredet, vielleicht ist das sonst beim Fernsehen anders. Aber es ist unsere Story geblieben.
Welches Budget hatten Sie zur Verfügung?
Schießer: 170 000 Euro - was für eine Produktion von 170 Minuten eigentlich sehr wenig ist. Aber das haben wir durch totale Hingabe und Leidenschaft ausgeglichen. Jeder von uns hat eigentlich 1000 verschiedene Aufgaben übernommen.
Becker-Neu: Wir mussten nebenbei ja auch noch eine Firma gründen, dutzende Verträge abschließen, Anwaltstermine wahrnehmen. Das war schon ein Sprung ins kalte Wasser, quasi aus dem Kinderzimmer direkt ins Produktionsbüro.
Drehort ist hauptsächlich Wuppertal. Was macht die Stadt interessant für Filmer?
Schießer: Wuppertal ist schön — und düster. Für eine Mystery-Serie ideal. Sie ist noch nicht verbraucht als Filmstadt. Deshalb haben wir zum Beispiel die Schwebebahn nur zwei Mal in der Serie gezeigt. Wir wollten keine Klischees, sondern Wuppertal so zeigen, wie wir es erleben.
ARD und ZDF haben mit dem Internetsender Funk Neuland betreten. Gab es Vorgaben für die Klickzahlen?
Schießer: Die Redaktion hatte ja keine Vergleichsmöglichkeiten. Wir selbst haben uns als Minimum 50 000 Klicks pro Folge gesetzt. Jetzt sind wir bei mehr als 100 000 pro Folge und insgesamt 80 000 Abonnenten bei Youtube.
Becker-Neu: Für einen Channel, der eigentlich aus dem Nichts kommt, ist das super.
In Wishlist spielen bekannte Youtuber wie die Mode- und Kosmetik-Bloggerin Dagi Bee mit. Ihre Idee?
Schießer: Dagis Rolle war speziell für sie geschrieben und sie hat es sehr gut umgesetzt. Natürlich wollten wir so auch eine bestimmte Zielgruppe erreichen, was auch geklappt hat. Die dritte Folge — mit ihr — hatte noch mehr Klicks als die anderen.
Heute wird Folge sieben hochgeladen. Ist sie schon ganz fertig?
Schießer: Die Szenen mit den Schauspielern sind natürlich lange abgedreht. Aber wir arbeiten bis zur letzten Sekunde. Eine Folge lief sogar eine halbe Stunde später als geplant, weil wir noch nachgearbeitet haben: Hier mal den Himmel etwas schöner zeichnen, da ein Gebäude digital ersetzen.
Das klingt nach Perfektionismus.
Schießer: Es musste ja einiges bedacht werden, schon weil wir keine Werbung machen dürfen. Bei einem Baumarkt haben wir alle sichtbaren Logos digital ausgetauscht. Und für das Bier in der Serie musste eine eigene Marke und ein eigenes Logo her: Katernberger.
Wenn es die App „Wishlist“ wirklich geben würde: Was wünschen Sie sich im Bezug auf Ihre Arbeit?
Becker-Neu: (lacht) Endlich mal wieder ein Wochenende frei. Marc und ich haben uns ja öfter gesehen als unsere Freundinnen.
Schießer: Gastauftritte von Jürgen Vogel oder Tom Schilling.