Woga West Umgang mit der Pandemie ist so vielfältig wie die Kunst selbst

Woga 2022 geht in ihre zweite Runde: Am Wochenende sind die westlichen Stadtteile dran. 76 Locations sind dabei.

 Steffen Schneider ist das Herz der Woga.

Steffen Schneider ist das Herz der Woga.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Der Auftakt der Woga 2022 war vielversprechend und überaus kommunikativ: Zahlreiche Ateliers und Galerien zwischen Beyenburg und Unterbarmen, Sprockhövel und Ronsdorf öffneten am letzten Wochenende ihre Türen weit und zahlreiche Besucher kamen. „Das Feedback war sehr positiv“, freut sich auch Steffen Schneider: „Die Besucherzahlen waren gut, und die Künstler haben sich über viele gute Gespräche gefreut. Gerade das fehlte in den letzten Jahren: Ein Austausch über die Kunst konnte kaum stattfinden“, sagt der Organisator. Nun geht es weiter, folgt am letzten Oktoberwochenende auf den ersten Teil der Veranstaltung der zweite im Westteil der Stadt. Mittendrin Steffen Schneider, der das Format für Wuppertal erfunden hat.

Ein Format, das 20 Jahre alt  ist. Ein Format, das keinesfalls zwingend war. Denn Schneider und Kunst, das war lange eine private Leidenschaft. Er ging gerne in Museen und Galerien, absolvierte aber eine kaufmännische Ausbildung, arbeitete zehn Jahre lang als Controller, bis er darin keinen Sinn mehr sah und eine andere, selbstbestimmte Art der Arbeit, möglichst mit Kunst, suchte. 2002 gründete er die Galerie „Blickfang“ an der Luisenstraße.

Das Ohr ganz nah an der Kunstszene der Stadt

Damals gab es die Woga nicht, während in anderen Kommunen Tage der offenen Tür gang und gäbe waren. Heute führt nur noch Wuppertal Galerien und Ateliers bei einem Tag der offenen Tür zusammen. Damals hatte Schneider das Ohr ganz nah an der Kunstszene der Stadt, wollte ihr helfen, rief 2003 die Woga als verbands-, bedingungs- und förderungslose Veranstaltung ins Leben. Ein Angebot, das bewusst nicht elitär sein will und entsprechend keinen Unterschied zwischen Hobby- und Berufskunstschaffenden macht. Mit 39 Teilnehmern ging es Anfang Dezember 2003 los. Dezember, um das Vorweihnachtsgeschäft mitzunehmen.

Die Intention ist geblieben, auch die Aufteilung auf zwei Wochenenden, die aber immer nach den Herbstferien und deshalb mal im Oktober, mal im November, liegen. Wann die Zweiteilung West- und Ostteil begann, weiß Schneider nicht mehr. Aber, dass vier offene Tage für einzelne Künstler zu viel waren, könne ein Grund gewesen sein.

78 Destinationen waren am vergangenen Wochenende dabei, 124 kommen nun hinzu. Darunter mit Thomas Eiffert, Bernd Bähner, Martin Smida und André Kern vier Künstler der ersten Stunde. 28 Künstlerinnen und Künstler nehmen zum ersten Mal teil. Beim kreativen Gewerk gibt es traditionell keine Beschränkung: Von A wie Acrylmalerei bis Z wie Zeichnung führt die Teilnehmendenliste 2022 64 Posten auf, darunter auch Essen & Trinken, Kappen und Hüte, die man vielleicht nicht hier erwarten würde. Auf einer Stadtkarte kann eine Besuchsroute erschlossen werden, Schwerpunkte sind traditionell die Luisenstraße, der Untere Grifflenberg (Galerie im Turm), die Simonsstraße, die Scheffelstraße 33 (Atelierhaus in Sonnborn), die Küllenhahner Straße (Ateliergemeinschaft) oder Schloss Lüntenbeck. Auch ein Wülfrather Atelier hat sich angemeldet. Alle Locations seien in der Regel über den öffentlichen Nahverkehr gut erreichbar – verspricht Schneider und geht mit gutem Beispiel voran.

Die Coronakrise hatte die Woga kurzfristig 2020 platzen lassen – damals entschieden einige Kunstschaffende spontan, dennoch die Türen zu ihren Werkstätten zu öffnen – 2021 kehrte das Format bereits wieder zur Normalität zurück. Ein Wiederbeginn mit komplett neu aufgesetzter Homepage. Einen Niederschlag findet die Pandemie übrigens in der Kunst selbst. „Sehr interessant war es, mitzubekommen, wie unterschiedlich die Künstlerinnen und Künstler mit der Pandemie umgegangen sind“, hat Schneider festgestellt: „Sowohl in der Arbeitsweise als auch bei der Umsetzung in Kunst wurden neue Ansätze ausprobiert, es entstanden neue Arbeitsgemeinschaften und Künstlerdialoge. Der Umgang mit der Pandemie scheint so vielfältig, wie die Kunst der Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterschiedlich ist.“

Kleiner Tipp: Manche Kunstschaffende schalten eine Art Preview am Freitag vor. Infos: