Knabenchor Kurrende: Nach der Herbsttournee ist vor den Weihnachtskonzerten

Der traditionsreiche Knabenchor hat unter seinem Manager und dem neuen Chorleiter seine Konzerttätigkeit wieder intensiviert

 Kurrendaner im Kreuzgang der Kathedrale von Aix-en-Provence vor ihrem Konzert.

Kurrendaner im Kreuzgang der Kathedrale von Aix-en-Provence vor ihrem Konzert.

Foto: Wuppertaler Kurrende

Knabenchor, das klingt leicht angestaubt, mindestens traditionsschwer. Tilman Klett sieht das ganz anders. Er sagt, dass Knabenchöre heute besser dastehen als vor ein paar Jahren. Weil Eltern und Pädagogen ihren Wert und ihre Leistung zunehmend schätzen lernen in einer Zeit, da die Schulen bei der musikalischen Bildung und vor allem bei der Persönlichkeitsbildung immer mehr ausfallen. Klett ist seit dem letzten Jahr Geschäftsführer und Konzertmanager der Wuppertaler Kurrende. Ihm zur Seite steht seit vergangenem August Lukas Baumann als musikalischer Leiter des Chores. Beider Ziel: Den Wuppertaler Traditionschor, der 2024 sein Hundertjähriges feiert, in die Zukunft führen. Dazu gehört im Kern ein intensives und attraktives Programm.

Die Herbstferien waren eine Art „Sommerverlängerung“, erzählt Klett. Vom 1. bis 10. Oktober waren 35 mehrheitlich junge Sänger auf großer Auslandstournee in Frankreich. Mit Freizeit, auch am Mittelmeer, und natürlich viel Musik. Sie gaben Konzerte in Wuppertals französischer Partnerstadt Saint-Étienne, in der von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärten Kathedrale von Le Puy, in Marseille, Aix-en-Provence und Lyon. Setzten so die guten Erfahrungen des Vorjahres fort, als man im polnischen  Liegnitz, ebenfalls Partnerstadt Wuppertals, seine Tournee gestartet hatte. Damals wie heute das Risiko der Pandemie, aber auch den Willen im Gepäck, „alles, was möglich ist, auch zu machen, weil wir das den Kindern schuldig sind und es Verantwortung der Kurrende ist“.

Nur dass diesmal Baumann das Musik-Programm zusammengestellt hatte. Er habe den Fokus auf deutsche Kompositionen und auf den Barock gelegt, sozusagen das Programm um Bach und seine Familie herum gebaut, erklärt der 26-Jährige. Was auch Werke von Reger und Mendelssohn einschloss, die ohne Bach nicht zu denken sind. Die Konzerte seien begeistert angenommen worden, das Publikum sei sehr interessiert gewesen, sagt Klett. Die Gastgeber unterstützten teilweise mit Unterkunft oder begleiteten die deutschen Sänger mit ihren Instrumenten. Mit Chören konnten sie nicht dienen. Ein mit der deutschen vergleichbare Tradition gibt es in Frankreich nicht.

All das ist mittlerweile, wenn auch lebhafte, Erinnerung. Baumann und sein Chor, dessen jüngstes Mitglied neun und ältestes 49 Jahre alt ist, steckt nun in den Weihnachtsvorbereitungen. Vier Quempas-Konzerte müssen vorbereitet werden, die am dritten und vierten Adventswochenende in der Friedhofskirche und St. Laurentius in Elberfeld, in der Hauptkirche Unterbarmen und in der Lutherkirche in Ronsdorf gesungen werden. Außerdem tritt der Chor am ersten Adventswochenende in der evangelischen Kirche in Haan auf. Kern der Konzerte sind die Quempas – drei lateinische Weihnachtslieder: „Quem pastores laudavere“, „Nunc angelorum gloria“ und eine Erweiterung auf „Resonet in laudibus“ –, die der Hauptchor mit instrumentaler Unterstützung singt, während Nachwuchssänger im Wechsel einzelne Strophen aus den Ecken der Kirche beisteuern. Baumann nimmt deutsche (früh-)barocke, einige modernere und einige bekanntere Weihnachtslieder hinzu.

Außerdem stehen wieder die Singumgänge in Alters- und Pflegeheimen sowie Krankenhäusern an, deren letzter am 24. Dezember absolviert wird. Und sechs Kurrendaner sind in die „Zauberflöten“-Aufführungen der Oper eingebunden. All das sei schon sehr anstrengend, erzählt Baumann, der mittlerweile in Wuppertal gut angekommen ist. Die tollen Konzerterlebnisse aber machten das alles wieder wett. „Es macht einfach viel Spaß.“

Derweil plant der Manager bereits die nächsten Jahre. Orchesterprojekte, die 2023 mit dem auf die historische Aufführungspraxis der Musik des 18. und frühen 19. Jahrhunderts spezialisierten „Concerto Köln“ beginnen sollen. Und das Jubiläumsjahr, das mit einem Konzert mit dem Sinfonieorchester in der Historischen Stadthalle, attraktiven Projekten im Aus- und Inland begangen werden soll. Mit einer bis dahin aktualisierten Chronik. Und mit möglichst vielen jungen Sängern, um deren Vermehrung sich Baumann bereits intensiv kümmert, indem er in den Grundschulen für die Kurrende wirbt – steigende Anmeldezahlen, so Klett, spiegeln bereits den Erfolg der Bemühungen. Damit die Kurrende auch künftig „Leistungsbereitschaft, den Dienst an den Menschen, die Wahrung des Kulturerbes und Weltoffenheit“ fördert und ihr Versprechen einlöst, „überdurchschnittliche Leistungen mit überdurchschnittlichem Lohn“ zu verknüpfen, so Klett.