Nach zwei Jahren Pause „Frauenpower“ in voller Stärke zurück
Willich · Zwei Jahre verspätet, doch mit vertrauter Energie und neuen Choreografien riss der „Frauenpower“-Chor die Menschen in der vollen Jakob-Frantzen-Halle mit. Die bekanntesten Songs der Popgeschichte waren zu hören – wuchtiger, bunter, spektakulärer.
Es war eine Rückkehr in vertrauter Stärke: Mehrmals musste der Rock-Pop-Musical-Chor „Frauenpower“ wegen der Corona-Pandemie seinen großen Auftritt, das Konzert „Die Zwölfte“, in Willich verschieben, doch am vergangenen Sonntag war es endlich so weit.
Während viele Veranstalter derzeit über leere Reihen klagen, traten die insgesamt 180 Sängerinnen um Chorleiterin Andrea Kautny in der Jakob-Frantzen-Halle vor rund 1200 Besuchern auf. Bereits der Weg von zwei Seiten zur Bühne war so effektvoll choreografiert, als hätte es nie eine Pause in der Abfolge der Konzertreihe gegeben. Der erwartungsfrohe Willkommensbeifall und -jubel brandeten noch um einige Dezibel verstärkt auf, als Kautny im blaugrünen Abendkleid das Bild der großen Chorgemeinschaft komplettierte.
Zu mitreißend und einfühlsam servierten Songs sowie pfiffigen Choreografien bewiesen Dirigentin und Sängerinnen des großen Chores: Allen Widrigkeiten um den Virus zum Trotz haben sie intensiv für eine zündende Mischung aus Rock, Pop, Filmmusik und Musicals weitergearbeitet. Keine Probe sei ausgefallen, sollte Kautny später verraten. Geprobt wurde online über Zoom, unter freiem Himmel und in großer Halle.
Zum glamourösen Einstieg mit kecker Note setzte der Chor beim „Lullaby of Broadwag“ sogleich auf das Zusammenspiel von Gesang und choreografierter Bewegung.
Eine schmeichelnde Einladung zum Träumen war die Darbietung des Songs „A Million Dreams“, Lebensfreude pur schillerte im pulsierenden „Let‘s get loud“ mit flotter Tanzeinlage in den beiden vorderen Chorreihen. Ein kurzes Stampfen und Klatschen der Chorleiterin genügte, und alle im Saal wussten: Jetzt kommt die schon bei den vergangenen Konzernten beliebte Darbietung von „We will rock you“. Begeistert nahmen die Besucher den Rhythmus auf und hielten durch bis zur letzten Note. Vor der „niegelnagelneuen“ Choreografie zum Medley „König der Löwen“ atmete Kautny einmal tief durch, ehe Frauenpower auch hier überzeugte.
Nach der Pause eröffneten Gründungsmitglied Cecil Germes und deren Freundin Anja Roppertz zu Justin Germes‘ Pianobegleitung den zweiten Teil mit einfühlsamer Einlage. Zum Finale lieferte Solistin Germes im temperamentvollen Auftritt mit emotional kochendem Solo den dazu größtmöglichen Kontrast. Auch dieses Mal waren die Soli mit wechselnden Mitgliedern aus den eigenen Reihen besetzt. Alina Kautny krönte das mehrstimmige „In Memoriam“ mit wunderschönen Höhen. Das Publikum jubelte. Da aber die abschließenden Takte rhythmisch nicht perfekt geraten waren, gab Perfektionistin Kautny das Zeichen zum zweiten Ansatz, den sie anschließend mit zufriedenem Lächeln honorierte.
In der Moderation erinnerte die Chorleiterin an den 25. Oktober 2020, als „Frauenpower – Die Zwölfte“ wegen der Pandemie ausfallen musste. Sie habe an emotionalem Trauerstress gelitten, bis das Smartphone „durchknallte“, als 180, von Mitgliedern versandte „blaue Herzen“ aufleuchteten.
Aus der Vor-Corona-Zeit behielt Kautny die Fragerunde an das Publikum bei. Die Antworten mittels Leuchtstäben verrieten, dass die Mehrheit auch schon zu früheren Konzerten gekommen war, aber auch Erstbesuchende gut vertreten waren. Die altersmäßige Durchmischung vor Ort mit unter Zwanzig- bis über Neunzigjährigen bewies, dass Frauenpower generationsverbindend wirkt.
Alle dankten mit stehenden Ovationen. Kautny hatte offenbar schon im Vorfeld die Planung für „Frauenpower – Die Dreizehnte“ aufgenommen. Noch gerührt von Dankesworten aus dem Chor und vor der Zugabe zeigte sie den Prototypen eines nachhaltigen Geschenks, das jede Sängerin erhalten sollte: die verschließbare Dose mit einem feucht zu haltenden Tuch für spätere, schweißtreibende Proben.