Wuppertal-Premiere für „Der Tod Jesu“
Grauns Passions-Oratorium war erstmals im Tal zu hören.
Wuppertal. Sein 60-jähriges Bestehen feierte der Konzertchor der Volksbühne mit einer Wuppertaler Erstaufführung in der Friedhofskirche an der Hochstraße. Dabei ging es aber nicht etwa um eine zeitgenössische Komposition. Ausgesucht hatten sich die Sänger mit ihrem Chorleiter Thorsten Pech "Der Tod Jesu" des Komponisten Carl Heinrich Graun, also ein Werk aus dem 18. Jahrhundert. Das Passions-Oratorium ist dem Stil der Empfindsamkeit zuzurechnen, geht in seiner facettenreichen Ausarbeitung über diese Einordnung aber auch deutlich hinaus.
Seit seiner Uraufführung im Jahr 1755 bis zum Ende des 19.Jahrhunderts war Grauns Oratorium sehr beliebt und stand häufig auf dem Konzertprogramm. Inzwischen ist es wohl eher nur den Experten geläufig. So bot die Aufführung der Volksbühne eine gute Gelegenheit, das Werk kennenzulernen. Das nutzten viele Musikliebhaber, die große Friedhofskirche war nahezu voll besetzt.
Mit einem Choral auf der bekannten Melodie von "O Haupt voll Blut und Wunden" nimmt das Oratorium seinen Anfang. Thorsten Pech gibt in seiner umsichtigen Leitung recht zügige Tempi vor. Das Johann-Sebastian-Bach-Ensemble spielt an den sehr bewegten Sequenzen mitunter etwas holprig, erweist sich insgesamt aber als zuverlässiger und stimmungsvoller Klangkörper. Der Konzertchor singt mit frischem, homogenen Ton und bietet sichere Einsätze. Nur gelegentlich erweisen sich die Höhen im Sopran als etwas angespannt.
Sopranistin Elena Fink lässt ihren umfangreichen Solopart mit strahlender und beweglicher Stimme hören. Sie gestaltet sehr präzise, doch oftmals mit leichter Schärfe im Ton. Sehr klar und warmherzig erklingt Tenor Markus Francke. Sein Gesang berührt mit einem Innehalten bei feiner Stimme etwa an der Textstelle "Er weinet bitterlich". Mit guter Textverständlichkeit weiß der Tenor durchgängig zu überzeugen. Bass-Bariton Reinhold Schreyer-Morlock tritt mit mächtigem Klang hervor. Wirkungsvoll führt er seinen Part aus, die Intonation gelingt nicht immer ganz genau.
Altistin Miriam Scholz kommt erst gegen Ende des Konzerts zum Einsatz, ergänzt das Sänger-Ensemble dann aber bestens. Fein musiziert und innig erklingen die kunstvoll ineinander verwobenen Sequenzen der Solisten sowie die darin eingelassene Chorstelle, bis das Oratorium in einem Tutti endet, das Trost und Zuversicht ausstrahlt. Insgesamt gelingt eine genaue, verlässliche Umsetzung des komplexen Werkes.