Wuppertal punktet bei Kritikern
Die Umfrage, die das Magazin „Theater pur“ einmal im Jahr veröffentlicht, bestätigt: Die Bühnen sind künstlerisch im Aufwind.
Wuppertal. Die Wuppertaler Bühnen gelten als echte Überraschung - zumindest für Rolf Finkelmeier ("Theater pur"), der die jährliche Kritikerumfrage des Fachmagazins vorlegt. Grund zur Freude gibt es demnach vor allem in der Opernsparte: Bei der Abstimmung darüber, welche Bühnen in Nordrhein-Westfalen derzeit die besten Musikproduktionen bieten, belegt Wuppertal nach dem Aalto Musiktheater Essen und der Deutschen Oper am Rhein den dritten Platz.
"Man ist überrascht", betont Finkelmeier mit Blick auf Wuppertal. "Dort hat man sich auf Raritäten gestürzt, die kaum mal geboten werden, und konnte mit guten Inszenierungen überzeugen."
Überhaupt erhalten die Wuppertaler Bühnen kurz vor der Sommerpause ein gutes Zeugnis. Hat die Opernsparte in den vergangenen Jahren bei der Kritikerumfrage vergleichsweise weniger gute Noten erhalten, konnte sie diesmal deutlich mehr punkten.
Lob gab es vor allem mit Blick auf die "Griechische Passion" und "Proserpina". Als beste Sängerinnen wurden Elena Fink und Joslyn Rechter gehandelt, auch Dominik Wortig und Christian Sturm wurden - auf männlicher Ebene - vorgeschlagen.
Im Sprechtheater haben sich die Wuppertaler Bühnen zwar nicht auf einen der ersten drei Plätze vorgekämpft - sie gehören Köln, Essen und Bochum.
Trotzdem gab es auch dort viel Anerkennung. Vor allem "Der Prozess" überzeugte. Und mit Sophie Basse, Anne-Catherine Studer und Gregor Henze gibt es gleich drei Ensemblemitglieder, die für ihre Einzelleistungen Beifall fanden.
Aber auch dies ist festzustellen: Ein Jahr nach dem Tod von Pina Bausch findet ihr Tanztheater deutlich weniger Erwähnung. In den vergangenen Jahren wurde es traditionell hoch bewertet. Nun jedoch machen das Ballett der Deutschen Oper am Rhein, die Kollegen von Essen und die Mitstreiter aus Dortmund das Rennen. Ganz vergessen wird das Wuppertaler Spitzenensemble aber nicht: Es wird mehrfach hervorgehoben - speziell Dominique Mercy, Morena Nascimento und Ales Cucek gelten als absolute Toptänzer.
Unter dem Strich erhalten Oper und Schauspiel die meisten Nominierungen. Die Ursache für das neue Lob ist ganz offensichtlich ein engagierter Spielplan, der viele Kritiker an die Wupper lockte. Immer wieder wird auch betont, dass die Wuppertaler Bühnen volles Risiko fahren - obwohl oder gerade weil drastische Zuschusskürzungen drohen.
So bestätigt die neue Umfrage am Ende, was die Theatergänger in dieser Saison mit eigenen Augen festgestellt haben dürften: Die neuen Intendanten Christian von Treskow (Schauspiel) und Johannes Weigand (Oper) erleben ein Wechselbad der Gefühle.
Sie sind künstlerisch im Aufwind, kämpfen jedoch um die Existenz ihrer Sparten. Da dürften die guten Noten eine willkommene Bestätigung sein - die Sorgen um die Zukunft nehmen sie aber nicht.