Opernstudio Sopranistin Wendy Krikken: „Ich liebe die Oper“

Wuppertal · Die 27-jährige Niederländerin gehört zu den acht Sängerinnen und Sängern des Opernstudios.

Wendy Krikken fühlt sich an der Oper Wuppertal wohl, sieht im Opernstudio viele Chancen.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Die letzte Aufführung als Barbarina in Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“ liegt anderthalb Wochen zurück, die Proben für „NOperas! Chaosmos“, wo sie eine von vier Sängern ist, haben begonnen. Der Wechsel von „der schönsten Arie Mozarts“ zum interaktiven Gabelstapler-Opernexperiment ist gewaltig. Die Herausforderung groß. Und dennoch strahlt Wendy Krikken. Die Nachwuchssopranistin gehört zu den acht Solisten des Opernstudios, ist an der Oper Wuppertal angestellt. Sie fühlt sich wohl, wenngleich sie von der Stadt noch nicht viel hat sehen können.

1992 erblickt Wendy Krikken in der niederländischen Stadt Den Haag das Licht der Welt, wuchs nebenan im Küstenstädtchen Monster auf. Ein schüchternes Kind, das die Eltern im Alter von sieben Jahren zur Jugendtheaterschule in die große Nachbarstadt schickten, „damit ich mehr aus mir herausgehen sollte“, erinnert sich Krikken. Zwei Jahre später sang sie im Kinderchor der Schule in der Oper „Carmen“ mit. Ein Erlebnis, das ihr Leben veränderte – und die „Tat“ der Eltern zum Erfolg führte. Wendy war begeistert, wollte Sängerin werden. Sie besuchte nach der Schule das Königliche Konservatorium in Den Haag, das sie mit dem Bachelor of Music abschloss, ging ein Jahr an die Niederländische Nationaloper Akademie in Amsterdam. Und bewarb sich 2016 ans Mozarteum in Salzburg, der Stadt Mozarts, dessen Musik sie über alles liebt. „Er war sehr klug. Gefühle, Texte und Musik passen bei ihm sehr gut zusammen“, schwärmt sie für ihren absoluten Lieblingskomponisten. Ihre Traumrolle? Die Susanna in Mozarts Figaro – natürlich. Singt sie lieber in Konzerten oder in der Oper? In der Oper (natürlich), „weil ich mich in die Rolle einbringen und so diese ausfüllen kann“.

Das Opernstudio bietet für Krikken vierfache Chancen

Drei Jahre blieb Krikken in der österreichischen Stadt, lernte viel, vor allem bei einem Regisseur, der die Studierenden aufforderte, ihre Rollen frei zu entwickeln. Ergänzend nahm sie an Wettbewerben und Meisterklassen teil, absolvierte Auftritte als Solistin mit verschiedenen Chören in Europa.

Ans Opernstudio bewarb sich die 27-Jährige, weil es durch den Zusammenschluss von vier Häusern viermal so viele Chancen biete. Sie freut sich, dass sie zum ersten Jahrgang gehört. Das Leitungsteam aus Robin Phillips (künstlerische Seite) und Iliana Mateescu (Organisation) kümmere sich fürsorglich. Nicht zuletzt bedeutet die Kombination aus Engagement und Unterricht auch Finanzierung und Weiterbildung. Krikken will ihre zwei Jahre nutzen, um Auditions zu machen und so zu einem Anschlussvertrag zu kommen.

Seit Mitte August ist die Sopranistin am Opernstudio, genießt das Zusammensein mit ihren Kollegen, kennt Dortmund, wo sie wohnt, etwas besser als Wuppertal, wo sie arbeitet. Schätzt die deutschen Weihnachtsmärkte, eine Tradition, die es in den Niederlanden nicht gebe. Mit Power-Yoga hält sie sich fit und entspannt. Mit Lampenfieber hat sie kein Problem, schätzt im Gegenteil die Aufregung vor dem Auftritt, die dabei helfe, bewusst in die Rolle hinein zu schlüpfen.

Rollen wie die der Barbarina, einem frechen wie süßen Mädchen, das clever sei und die Männer zu lenken wisse. Nun arbeitet sich die Nachwuchssängerin in „NOperas“, hinein, das in einer Art Logistikzentrum spielt und am 11. Januar nächsten Jahres uraufgeführt wird, betritt neugierig und lernfreudig das sprichwörtliche chaotische Neuland. „Ich singe zwei verschiedene Arien und zusammen mit den anderen drei Sängern, wir sind Roboter. Die jeweilige Lied-Folge bestimmt das Publikum.“ Mitte Januar folgen dann die Proben für Donizettis „Der Liebestrank“. Auf ihre Rolle als Gianetta freut sie sich sehr, schätzt die lustige Geschichte der Oper. Das passe einfach zu ihr.

Zuvor aber geht es nach Hause zu den Eltern. Zwar verpasst sie wegen eines Auftritts am 1. Weihnachtstag den Geburtstag ihrer Mutter, aber am 26. Dezember geht es heim.