Wuppertalerin Lea Marie Terziyska Das Klavier ist wie ein ganzes Orchester

Wuppertal · Lea Marie Terziyska ist elf Jahre jung, studiert Klavier und komponiert nun mit anderen eine Oper.

Lea Marie Terziyska will eine große  Pianistin werden, liebt Beethovens Werke  und komponiert selbst.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Sie ist ein ganz normales junges Mädchen. Auf den ersten Blick. Dabei hat die elfjährige Lea Marie Terziyska schon mehr als die Hälfte ihres noch jungen Lebens mit der Musik verbracht. Begann mit vier Jahren das Klavierspiel, nahm mit acht Jahren das Musikstudium auf, komponiert gerade mit anderen jungen Leuten zusammen eine Oper, bereitet sich auf einen Wettbewerb in Berlin vor. Sagt rückblickend, dass sie sich über die Jahre sehr geöffnet und Fortschritte gemacht habe.

Bei den Terziyskas dreht sich alles um die Musik. Mutter Detelina Grigorova ist Geigerin, Bratscherin und Dozentin der Bergischen Musikschule. Vater Momchil Terziyski  ist Bratschist beim Sinfonieorchester, der 13-jährige Maximilian spielt Geige und ist wie Lea Marie Jungstudent, der achtjährige Jean Philipp spielt Cello. Die Musikalität der Kinder steche schon ins Auge, stellt der Vater nüchtern fest. Die Eltern unterstützen denn auch die Talente ihres Nachwuchses nach Kräften. Mutter Detelina Grigorova achtet darauf, dass Lea Marie nicht unterfordert wird, unterrichtete sie zunächst selbst, sorgte dafür, dass sie an Jugend musiziert Wettbewerben teilnahm, brachte sie an die Bergische Musikschule und wenig später an die Musikhochschule.

Martha Argerich ist die
beste Pianistin der Welt

Lea Marie hat ihren eigenen Kopf. Der sie schon früh dazu brachte, als einzige ein Tasteninstrument erlernen zu wollen. „Ich hab mir das Klavier einfach ausgesucht“, sagt sie und erzählt, dass ihre Mutter sie im heimischen Musikzimmer habe auswählen lassen zwischen Bratsche, Violine, Klavier und Gitarre. Was nicht heißt, dass sie nicht auch mal die Geige ausprobiert habe. Aber das Klavier könne man sich wie ein ganzes Orchester vorstellen. „Die vielen Oktaven erlauben viele Klänge und Spielweisen“.

Lea Marie ist ehrgeizig, hat Ziele: mit dem Klavier berühmt werden, um die Welt reisen, auf Festivals spielen, etwa auf den „March Music Days“ im bulgarischen Ruse wie ihre Mutter. Sie bewundert Martha Argerich, die die beste Pianistin der Welt sei, hat sie beim Konzert in Dortmund erlebt, wo sie so spielte, „dass es richtig gut klingt“. Das Üben fällt der jungen Pianistin leicht. Wenn sie mal keine Lust habe, spiele sie trotzdem weiter. Schwieriger seien Wettbewerbe, die sie nicht mag, aber als Notwendigkeit in Kauf nimmt. „Vorher bin ich immer aufgeregt, wenn ich spiele löst sich die Anspannung.“ Dann aber folgt die aufreibende Zeit des Wartens auf das Ergebnis: „Bis dahin, bin ich aufgeregt, denn ich weiß ja, welche Fehler ich gemacht habe. Und dann bekomme ich meistens den ersten Preis und bin total erleichtert“, erzählt sie und verweist auf ihren Hang zum Perfektionismus.

Der Alltag ist eng getaktet, für Verabredungen mit Freundinnen ist wenig Zeit. Seit einem Jahr besucht sie das Carl-Fuhlrott-Gymnasium, Kunst ist das erklärte Lieblingsfach. So wie sie Basteln, Malen, aber auch Computerspiele als Hobbys nennt. Nach der Schule wird gegessen, geübt, Hausaufgaben gemacht. Oder es geht nach Düsseldorf, wo sie Klavierunterricht an der Robert Schumann-Musikhochschule und Kompositionsunterricht an der Musikschule nimmt. All das durchbrach die Coronakrise, mittlerweile aber funktioniert der Einzeluntericht – mit Abstand – wieder. Doof sei nur, dass man sich nach wie vor nicht umarmen, nicht treffen, der Vater nicht im Konzertsaal spielen könne, sagt Lea Marie. Die Ferien können wohl nur für Tagesausflüge genutzt werden, weil weitere Reisen Restriktionen unterliegen.

Schon früh hat sich Lea Marie eigene Stücke ausgedacht, improvisiert bis heute gerne. Die Eltern brachten ihr die Musiknoten bei, damit sie sie auch aufschreiben konnte. Kurz vor dem Corona-Lockdown hat die Nachwuchsmusikerin das Stück „Der Schwan im Abendrot“ komponiert. Im Rahmen des Projekts „Soundwalk“ der Düsseldorfer Tonhalle.

Oper behandelt das Thema Umweltverschmutzung

Sie reichte es bei den „Composer Kids“ des Moerser Jazzfestivals ein und gewann einen Preis: Ihr Stück wurde in einer verjazzten Fassung für Klavier, Marimba und Contrabass aufgeführt und sie anschließend im arte-Fernsehen interviewt. Das Komponieren mache ihr Spaß, sagt sie, sie vertone wie beim Improvisieren Ideen, erweitere sie zu Stücken, die eine eigene Geschichte erzählen. Klar, dass sie auch für das Jugend-Projekt „Oper 2.0“ der Düsseldorfer Oper Feuer und Flamme ist. Anderthalb Szenen einer gerade entstehenden Oper, die das Thema Müll hat, schreibt sie aktuell. „Bei der Geschichte rund um ein Mädchen und ihren Vater, die auf einer Mülldeponie leben, geht es darum, dass es Menschen gibt, die schlechter dran sind als wir und dass wir etwas für die Umwelt machen müssen“, erklärt sie. Zur ungewöhnlichen Geschichte entstehe ungewöhnliche Musik. Die im Falle von Lea Marie sicherlich einen klassischen Schlag erhalten dürfte, „ weil ich daran mehr gewöhnt bin“. Schließlich sind Beethoven und Chopin ihre Lieblingskomponisten.