Meine erste Platte Anstatt Jazz wird jetzt Chopin und Rachmaninow gespielt

Roman Babiks erste Platte? Das weiß er nicht genau. Aber eien, die ganz wichtig war, war ‚Personal Mountains‘ von Keith Jarrett. Warum, das erklärte er Rainer Widmann.

Roman Babik mit seiner ersten Platte: „Personal Mountains“ von Keith Jarrett.

Foto: Fischer, Andreas

„Meine erste Platte? Da muss ich erstmal ein bisschen nachdenken. Aber eine Platte, die bei mir während meines Musikstudiums in Essen viel hinterlassen hat, war ‚Personal Mountains‘ von Keith Jarrett mit Jan Garbarek, Jon Christensen und Palle Danielsson.“ Das Album hatte ihm sein damaliger Studienkollege und WG-Mitbewohner Dimitrij Markitantov gegeben. Mit dem in Kiew geborenen Saxophonisten gründete Roman Babik 2012 auch die Urban Wedding Band, die bis heute besteht und bereits zwei CDs veröffentlicht hat.

Nach 20 Jahren wohnen die beiden jetzt auch wieder in Wuppertal zusammen. „Die Jarrett-Platte ist damals einfach bei mir stehengeblieben und ich habe sie über ein halbes Jahr lang jeden Tag oft mehrmals angehört. Zu dem Zeitpunkt kannte ich noch gar nicht so viele Jazzpianisten, sondern nur die üblichen Verdächtigen wie Bill Evans, Herbie Hancock oder Chick Corea. Keith Jarrett war mir am Anfang meines Musikstudiums noch ziemlich unbekannt, denn ich bin mehr mit Oscar Petersen groß geworden“, sagt Babik. Sein Vater hatte einige alte Schallplatten von Petersen „und die habe ich mir geschnappt und rauf und runtergehört. Das fand ich total beeindruckend, weil das so eine schöne Mischung war und ich auch eher vom Blues und vom Rock-Pop-Piano komme und gar nicht so von der Klassik. Da war Petersen ein guter Einstieg, weil der auch oft sehr bluesig spielt.“ Ihn hat Babik viele Jahre lang gehört und dann auch stilistische, ähnlich klingende Pianisten, wie Michel Petrucciani.

Roman Babik ist dann erst im Studium ein richtiger Jarrett-Fan geworden. Die Kompositionen und die Art, wie er spielt, hätten ihn beeindruckt und einen ganz neuen Weg geebnet, auch ein bisschen freier zu improvisieren. Beeindruckt war er vor allem von Aufnahmen, die „nicht so im Stil des typischen Klaviertrios mit Schlagzeug und Bassbegleitung daherkommen, sondern wo alle miteinander spielen. Das hat auf der Platte eine unglaubliche Dynamik.“

Inzwischen hört Roman Babik
viel mehr Klassik

Als er mit 19 begann zu studieren, legte er die Petersen-Platten ein bisschen beiseite und fing an viel freiere Musik zu hören und auch zu mögen. Alben mit dem Jazzpianisten Paul Bley, Steve Swallow und Jimmy Guiffre haben bei Babik viele Spuren hinterlassen. „Das Trioalbum von Paul Bley mit dem Bassisten Swallow und dem Saxophonisten und Klarinettisten Guiffre, sowie das Keith Jarretts Album waren zwei Besetzungen, die bis heute so ein richtiges Gewicht für mich haben.“ Ein großes Ereignis in seinem noch jungen Musikerleben war für den 1981 in Remscheid geborenen Roman Babik die Verleihung des von der Heydt-Kulturpreises am 30. Oktober 2016 und damit die offizielle Würdigung und Anerkennung seiner Arbeit in seiner Wahlheimat.

Neben seinen Aktivitäten mit der Urban Wedding Band, setzte er im vergangenen Jahr mit einem „String Projekt“ (mit Gergana Petrova, Chris Huber, Werner Dickel und Michael Hablitzel) besondere Akzente bei der Verbindung von Jazz und Klassik. Sowie mit einer ungewöhnlichen Konzertreihe im Alleestübchen, wo er im Dezember 2019 eine ganze Woche lang mit unterschiedlichen Besetzungen jeden Abend gastierte.

Die letzten Monate waren aber, wie für alle Musiker, auch für Roman Babik eine sehr schwere und schwierige Zeit, da alle geplanten Auftritte abgesagt oder verschoben werden mussten. Er hat dann aus der Not eine Tugend gemacht und sich mit alten Klassikern beschäftigt. Komponisten, die ihn schon immer interessierten, aber für die zwischen dem Einstudieren eines Konzertprogramms und dem Unterricht an der Musikhochschule keine Zeit blieb. Und auch an der Bergischen Universität gibt er – aktuell online – einen Arrangierkurs für Pop und Jazz-Klavierunterricht für Lehramtsstudenten im Haupt- und Nebenfach. „In der ‚Freizeit‘ die man hatte, bin ich gerade bei Chopin und Rachmaninow angekommen. Jetzt habe ich endlich die Zeit dafür und kann mich ganz in Ruhe einer Chopin-Ballade widmen, das macht Spaß. Ich denke, dass ich dieses Jahr noch sehr viel Zeit habe Chopin zu üben.“