Zarte Töne und warme Klänge
Konzert: Die Junge Philharmonie Köln löste Begeisterungsstürme aus: Die Musiker gaben ein exquisites Gastspiel in der Stadthalle.
Wuppertal. Wang Hai Jie schaut ernst, gibt sich steif, aber sein Klavierspiel reißt die Zuhörer in der Wuppertaler Stadthalle zu Begeisterungsstürmen, Bravorufen und stehenden Ovationen hin. Die Junge Philharmonie Köln hat schon öfter mit hervorragenden Solisten zusammengearbeitet, etwa mit dem ungewöhnlichen Geiger Nigel Kennedy.
Diesmal hat der langjährige Dirigent Volker Hartung, der eine Professur in Singapur inne hat, dort ein Ausnahmetalent entdeckt. Der noch sehr junge Wang Hai Jie lässt die Läufe von Edvard Griegs Klavierkonzert a-moll virtuos perlen. Er zaubert verträumte Stimmungen, tupft zarte Töne in die Tasten und spielt dann wieder zupackend und entschieden. Seine Interpretation des Klavierkonzertes lebt von einem schnellen Wechsel unterschiedlicher Stimmungen.
Dass er auch eine humoristische Ader hat, verrät seine Zugabe: Er spielt Mozarts bekannten "Türkischen Marsch", aber abgewandelt mit chromatisch hineindrängender Unterstimme und Anklängen an andere Mozart-Stücke. Als Lohn gibt es begeisterten Applaus in der halb besetzten Stadthalle.
Die Junge Philharmonie Köln erweist sich als ebenbürtiger Partner. Die Musiker sind alle ebenfalls noch jung, obwohl das Orchester schon seit mehr als 20 Jahren besteht, und es spielen auffällig viele Frauen mit. In Wuppertal ist das Orchester erst zum zweiten Mal zu Gast, und Hartung lobt ausführlich die wohlklingende Stadthalle.
Bei Griegs "Peer Gynt Suiten" ist das Orchester in seinem Element: Wunderbar ausgewogen klingen die Streicher - mit einem außergewöhnlich klangvollen Pianissimo. Hartung zelebriert die Klangfarben und lotet das Verhältnis von Ober- und Mittelstimmen immer aufs Neue aus.
Leichtfüßig tanzt Anitra über die Bühne, fein differenziert tappt der Bergkönig über die gezupften Saiten der Streicher. Die Holz- und Blechbläser spielen auf sehr hohem Niveau. Piccolo- und Querflöten überzeugen mit ihrem warmen, stimmigen Klang beim Arabischen Tanz und in Tschaikowskys "Nussknacker-Suite". Die Blechbläser haben ihren großen Auftritt in Sibelius’ "Finlandia", wo sie einen großen Sturm entfachen.
Allerdings präsentiert sich das Orchester nach der Pause nicht mehr ganz so einheitlich und klangvoll wie im ersten Teil, in dem die Musiker mit ihrem innigen Musizieren und ihrem völligen Eintauchen in die Musik fasziniert haben.