Zwei Künstler schärfen den Blick für die kleinen Dinge
Markus Bollens Fotografien und Sabine Neuhaus’ Objekte sind bis zum 10. März zu sehen.
Oberbarmen. Ist es eine Giraffe oder ein Seepferdchen? Riesenschnauzer oder Pferdekopf? Die Fundstücke von Sabine Neuhaus bieten viel Spielraum für Interpretationen — auch deswegen lässt sie diese unbetitelt. Dazu Fotografien von Markus Bollen von Tagebauen, Kakteen oder Korallenriffen, die auf den zweiten, dritten, vierten Blick immer noch etwas Neues erkennen lassen — und dabei wirken sie wie gemalt. Die neue Ausstellung in den Räumen der Artfabrik-Galerie lässt viel Raum für neue Blickwinkel und eigene Assoziationen.
Die Aufnahmen mit der Großformatkamera wirken schier endlos und zeigen aus verschiedenen Perspektiven ganz unterschiedliche Bilder — genau, wie die Objekte erst bei näherer Betrachtung ihre ganze Bedeutung und Geschichte erzählen: Das macht die Schau so harmonisch.
Es sind Fundstücke aus verschiedenen Hölzern, Steinen, die einem sonst nicht auffallen würden. Doch bei genauerem Hinsehen erkennt man bekannte Formen: Gesichter, Tierkörper. „ÜberSEHEN“ so der Ausstellungstitel, lehrt, dass es sich lohnt, den Blick für Details zu schärfen, kleinen Dingen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, Wertvolles nicht zu verpassen.
Einige ihrer Fundstücke stammen noch aus Neuhaus‘ Kindheit. „Ich suche nicht nach den Dingen, sie springen mich an. Ich will die Vielfalt der Natur näherbringen. Es freut mich immer, wenn ich die Menschen mit schlichter Schönheit berühren kann“, sagt die Künstlerin.
Vor allem die Tagebau- und Cave Bianche-Serie von Bollen fallen auf: Man muss ganz nah herangehen, um überhaupt festzustellen, dass es sich um Fotografien handelt. Sie wirken gewaltig in ihrer Weite und ihrem Sinn für Details. Markus Bollen: „Mir gefällt es, Strukturen aufzubrechen. Alles ist in ständiger Bewegung und Veränderung. Ich denke mir beim Arbeiten ,Ist das ein Bild, bei dem man in zehn Jahren immer noch Neues entdecken würde?’“