Verkehrsprojekt Kulturschmiede bietet der Kritik am L419-Ausbau in Wuppertal ein Forum
Wuppertal · Martin Schwefringhaus vom Ronsdorfer Verschönerungsverein erläuterte die Planungen des Landes aus Sicht seines Vereins.
Auch in Cronenberg wird der Ausbau der L419 kritisch gesehen. Dabei scheint der geplante Ausbau vom Lichtscheider Kreisel bis zur Erbschlöer Straße in erster Linie ein Thema für Ronsdorf zu sein. Doch auch im benachbarten Stadtteil befürchtet man, dass die auf vier bis sechs Fahrspuren erweiterte L419 in den Bereichen Küllenhahn und Hahnerberg zu mehr Lärm und Luftemissionen führen könnte. Der Verein Kulturschmiede hatte deshalb für Freitag Martin Schwefringhaus vom Ronsdorfer Verschönerungsverein (RVV) eingeladen, die Planungen des Landes zu erläutern und zu diskutieren.
Der Ronsdorfer Verschönerungsverein ist demzufolge davon unmittelbar betroffen. Die Planungen sehen vor, dass der Verein Gelände der Ronsdorfer Anlagen abgeben muss, damit die L419 verbreitert werden kann. Von 2,6 Hektar, etwa acht Prozent der Fläche, geht Martin Schwefringhaus aus. Als RVV-Vorsitzender beabsichtigt er deshalb eine Klage gegen den Planfeststellungsbeschluss zum Ausbau. Die Zeit drängt, denn dieser Beschluss wird für das erste Quartal 2023 erwartet. Mit ihm wird das Baurecht für den Straßenausbau erteilt. Der RVV hat als Umwelt- und Naturschutzverband Verbandsklagerecht, kann seine Klage also auf noch weitere Gegenstände beziehen. „Die Klage bereitet der Verein mit der renommierten Umweltanwältin Roda Verheyen vor, die 2020 das Klimaurteil vor dem Bundesverfassungsgericht erstritten hat“, wie zu hören war. Die Ergebnisse seiner Fleißarbeit hat Schwefringhaus in einer Tabelle zusammengefasst. Daraus zieht er den Schluss, dass der Neubau nicht zu weniger Verkehrsaufkommen führen werde.
Über die Hälfte der
Klagekosten liegt als Spende vor
Im Gegenteil: Zahlen würden für eine Zunahme des Verkehrs auf dem circa 2,3 Kilometer langen Straßenabschnitt sprechen – um jährlich 0,2 Prozent beim Individualverkehr und um 0,8 Prozent beim Güterverkehr, so Schwefringhaus. Zudem sei auf der Strecke die Einrichtung von zwei weiteren Ampelanlagen geplant, die den Verkehrsfluss beeinträchtigen könnten. Die Entlastung, die sich der Landesbetrieb Straßen. NRW vom Ausbau erhofft, beruhe vor allem auf der Annahme, dass bis 2030 auf der vielbefahrenen A46 „alles durchsaniert“ sei. Was für Schwefringhaus die Vermutung nahe legt, dass das, was offiziell als Ausbau einer Landesstraße gelte, in Wirklichkeit dem Ausbau zu einer Autobahn diene. Wenn die L419 zur „Bundesfernstraße“ hochgestuft werde, so der Vortragende, könne sich das Land Unterhaltskosten in Millionenhöhe sparen.
Auf seine Ausführungen reagierten die Zuhörer zum Teil emotional. Der L419-Ausbau widerspreche der „Verkehrswende“ und erst recht dem Klimaschutz, sagte eine Frau. Der öffentliche Nahverkehr komme bei den Planungen zu kurz, kommentierte Oliver Wagner vom Wuppertal Institut. Darunter hätten künftig schon die Jüngsten zu leiden – etwa Schüler, die mit dem Bus zwischen Cronenberg und Ronsdorf pendeln. In eine ähnliche Richtung ging Schwefringhaus‘ Fazit. Die Planungen zielten darauf ab, dass „der Fernverkehr priorisiert werde und alles andere sich dem unterordnen muss“. Am Ende dieser Entwicklung könne „eine Art Autobahnkreuz Wuppertal-Süd“ stehen.
Positiver äußerte sich der Vorsitzende über die Unterstützung für die Klage des Ronsdorfer Verschönerungsvereins gegen die Bezirksregierung. Von rund 50 000 Euro, die für die Klage aufzubringen sind, seien bereits gut 36 000 Euro durch Spenden zusammengekommen.