Kunst-Arbeit heute und morgen
Stein-Skulpteur Eckehard Lowisch eröffnet sein Haus der Geschichte.
Es gibt das Haus der Geschichte von Helmut Kohl in Bonn und nun auch das Haus der Geschichte des Eckehard Lowisch in Vohwinkel. Am Freitag wurde es im Kreise vieler Kunstfreunde in der Kunststation im Bahnhof eröffnet. Der Bildhauer und Kunststation-Betreiber Lowisch will damit deren fünfjähriges Bestehen würdigen und — in Vorwegnahme des Engels-Jubiläums 2020, das (auch) an die industrielle Revolution des 19. Jahrhunderts erinnert — auf die Digitalisierung, die industrielle Revolution 4.0, aufmerksam machen. Indem er einen Querschnitt seines Schaffens zeigt und zugleich die Geschichte über die Arbeit eines „Stein-Skulpteurs gestern, heute und morgen“ erzählt.
Ein Reenactment nennt Lowisch seine Ausstellung, die den Schöpfer des „Fünf-Nischen-Projekts“ auch denjenigen bekannt machen soll, die ihn nicht kennen. Heißt: Der Besucher taucht in die Arbeitswelt eines Künstlers ein, der mit Stein arbeitet. Er sieht außer Exponaten vor allem hohe Regale voller Arbeitsmaterialien sowie kleinen und großen Steinen, und nachgestellte Arbeitssituationen. Vom Kranwagen, der den Marmor, Lowischs Lieblingsstein, hochhebt, bis zum Druckluft betriebenen Schleifer, vom Saugnapf bis zu Handschuh, Ohrschutz und Schutzbrille. Ergänzt wird die lebendige Geschichte durch Filme und Dias, die den Künstler bei der Arbeit zeigen. Dabei wird deutlich: Diese Arbeit ist staubig, anstrengend, braucht Ausdauer und Unterstützung, die Ehefrau Tine leistet, und bringt veritable Schönheiten hervor. Die im Falle Lowischs auch bei Tony Cragg zu finden sein können, für den der 51-Jährige viele Jahre gearbeitet hat. Wer in den Tunnel hinter der Kunststation geht, passiert eine Laserinstallation und sieht am Ende den Lowischs beim Polieren einer meterhohen Cragg-Skulptur zu — eine Filmsequenz, von der eigenen Tochter gedreht und in Dauerschleife abgespielt.
Und doch, so Lowisch, könne heute jeder mittels Programmierung und Roboter zum Stein-Skulpteur werden. Dem setzt der Künstler „eigenständige Techniken“ entgegen und Bezirksbürgermeister Heiner Fragemann (SPD) seinen Stolz auf die Ausstellungstätigkeit der Lowischs, die über die Stadtteilgrenzen hinaus strahle.
Freund Holger Bär, Künstler wie Lowisch und als Erfinder der Malroboter im Thema, interessiert in seiner Laudatio vor allem die Beziehung von Künstler zu Kunst-Arbeit, die diesen zwinge zu beweisen, dass Kunst sei, was er mache. Lowischs Statement an der Wand: „Das Kunstwerk ist super! Der Künstler ist leider scheiße.“, kommentiert Bär launisch: Wenn das Kunstwerk super sei, könne der Künstler doch scheiße sein. Und fragt: „Kann das Kunstwerk scheiße sein, auch wenn der Künstler super ist? Und was ist, wenn das Kunstwerk super ist und der Künstler auch?“ Nun sind die Besucher dran, eigene Antworten zu finden.