Kultur Überblick über die aktuelle bildende Kunst

Wuppertal · Die Ausstellung Wuppertal 2019 „Acht-Zehn - Neun-Zehn“ bringt Künstler der Region in die Kunsthalle Barmen zurück. Eröffnung am 2. Mai.

Bettina Paust und Matthias Nocke freuen sich auf die neue Ausstellung in der Kunsthalle Barmen. Sie wird am 2. Mai eröffnet.

Foto: Schwartz, Anna (as)

18 Künstler stellen 2019 in der Barmer Kunsthalle gemeinsam aus – eine Nachricht, die große Freude auslöst, eine alte Tradition wiederbelebt und sich auf die neutrale wie bewusst rätselhafte Formel „Acht-Zehn – Neun-Zehn“ bringen lässt. In diesen Tagen werben die Zahlen in weißer Schrift auf hellgrünem Plakatgrund im Stadtgebiet für die Schau, die am 2. Mai eröffnet wird. Zusammen mit einigen Künstlern unternahmen Kulturbüroleiterin Bettina Paust und Kulturdezernent Matthias Nocke am Freitag einen Rundgang durch die Ausstellung im zweiten Geschoss der Kunsthalle.

Als ehemalige Leiterin des Museums Schloss Moyland ist Bettina Paust das Ausstellungenmachen vertraut. Neben „Meinwärts“, das sich dem 150. Geburtstag Else Lasker-Schülers widmet, ist die Barmer Schau das erste große Projekt der neuen Kulturbüroleiterin Wuppertals. Dass fast 100 Künstler ihre Werke einreichten, verschaffte ihr nicht nur einen riesigen Berg Arbeit, sondern auch die Möglichkeit, sich selbst einen Überblick über die aktuellen Strömungen in der bildenden Kunst in der Region zu verschaffen. Gemeinsam mit fünf Experten, die zusammen je zur Hälfte den Blick von außen und von innen auf die eingereichte Kunst warfen, wählte sie 39 Arbeiten von 18 Künstlern aus. „Die eingereichten Werke durften nicht älter als drei Jahre sein. Sie sind sehr qualitätvoll, die Auswahl war nicht einfach“, erinnert sich Paust, die dafür Sorge trug, dass die Einzel- wie Serienkunstwerke, Bilder, Skulpturen, Installationen und Projektionen gut zur Geltung kommen. „Die Ausstellung ist luftig gehängt, damit man in der Kunst versinken kann.“

Ausstellungsplanungen
bis Herbst 2020

Andreas Komotzkis ort- und zeitlose, bewusst verunklarte Fotoarbeiten „Fleurs Nocturnes“, Paul Dieter Haebichs skurrile und hintergründige Bildergeschichten und Jonas Hohnkes Installationen, die sich spielerisch mit der Präsentation von Kunst auseinandersetzen, begrüßen die Besucher im ersten Raum. Birgit Parduhn lässt in Raum zwei mit ihren zeichnerischen Malereien tief in die menschliche Seele blicken, während neben ihr Charlotte Perrin an Schnittmuster erinnernde Aluminiumformen an die Wand lehnt oder hängt – Erinnerungen an Werkzeuge, die ihr bei einer Fahrt mit der Fähre aufgefallen waren. Ihnen gegenüber hat Jaana Caspary vier skulpturale Arbeiten aufgestellt, die sie aus Backformen geschaffen hat.

Georg Janthurs „Zaungäste“ auf ihren über zwei Meter hohen Holzpfählen sind Betrachtungsobjekte und stille Beobachter zugleich, indem sie auf ein überdimensioniertes Samenkorn in ihrer Mitte im dritten Raum herab blicken. Paust hängt fünf großformatige, teils kräftig farbige, zwischen Figuration und Abstraktion balancierende Werke von Annette Marks („Los“), Peter Caspary („Große Düne“), Matthias Günzel („Müdes Auto - Reparaturversuch“) und Anna Solecka („Platanen-Zyklus“) dazu. Installationen und Projektionen widmet sich der abgedunkelte vierte Raum: Renate Löbbeke thematisiert den menschlichen Umgang mit der Natur in ihrem Film das „Sterben einer Kammerschnake“, die Raumzeitpiraten lassen ihr figuratives „InstruMentalGespinst“ spielen, sobald jemand in die Nähe kommt, und Regina Friedrich-Körner projiziert ihre „Bosnian Love Story 1“ an die Wand, eine Collage mit Aufnahmen aus dem Bosnienkrieg. Im letzten Raum schließlich treffen zwei ironisch-beklemmende textile Arbeiten von Sylvie Hauptvogel auf Bilder, die ganz unterschiedliche Techniken verwenden. Felix Baltzer schuf mittels Cyanotypie seine galaktisch-schwebenden Bilder, Marlies Blauth malte ihre Landschaften bewusst mit Kohlestift und Matthias Neumann stellt in seinen Fotoarbeiten der Serie Urbanics Menschen als Fremdkörper in kulissenartige Landschaften.

Bleibt die Frage nach der Ausstellungszukunft der Kunsthalle, die Nocke des mageren Besuchs wegen mit einem „verwunschenen Ort“ verglich. Die Planungen reichen bis Herbst 2020, danach seien „frische Überlegungen über eine neue Perspektive“ nötig. Zuvor genießt man die neue Ausstellung.