Im Einsatz mit... Kurioser Fall im Helios-Klinikum: Wuppertaler Patient leidet an „Schaufensterkrankheit“

Wuppertal · Dr. Janina Schmidt vom Helios-Klinikum berichtet von den Beschwerden eines starken Rauchers.

Dr. Janina Schmidt vom Helios-Klinikum.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Jeder Mensch hat Laster – sei es, dass wir nicht an einer Tafel Schokolade vorbeigehen können, ohne zuzugreifen, oder das Rauchen nicht aufgeben können. Ungesunde Lebensformen stellen viele von uns erst ein, wenn die Auswirkungen zu spüren sind: Wie bei unserem 70-jährigen Patienten, der über starke Schmerzen im rechten Bein klagte.

Bei der Untersuchung fällt auf, dass vor allem der rechte Fuß blass und kalt ist und die Schmerzen geringer werden, wenn der Patient das Bein herunterhängen lässt. Im Anamnese-Gespräch berichtet er, dass er bereits seit Monaten beim Laufen immer wieder Schmerzen im rechten Bein verspürte. Da die Schmerzen aber nach einer Pause oft nachließen, schob er dies auf eine Überlastungsreaktion.

Diese Beschreibung ließ uns an eine Claudicatio intermittens denken, eine Erkrankung, die wir auch „Schaufensterkrankheit“ nennen. Durchblutungsstörungen im Bein sind die Ursache für die Schmerzen bei Belastung, so dass betroffene Patienten immer eine gewisse Strecke laufen können, dann eine Pause machen müssen und nach kurzer Zeit größtenteils schmerzfrei weiterlaufen können – als würden sie von Schaufenster zu Schaufenster flanieren.

Nachdem der Patient die Schmerzen nun auch nachts verspürte und die Farblosigkeit des Beins bemerkte, alarmierte er am Morgen den Rettungsdienst. Im weiteren Gespräch erfahren wir, dass der Patient starker Raucher ist und außerdem unter Bluthochdruck leidet.

Wir führen erste Untersuchungen durch. Dabei fällt auf, dass die Pulse  am Fuß des Patienten nicht tastbar sind, auch mittels Ultraschall lässt sich keine ausreichende Blutversorgung des Unterschenkels und des Fußes darstellen. Wir vermuten einen Verschluss der versorgenden Beinarterien und stellen den Patienten unseren Kollegen der Gefäßchirurgie vor.
Sowohl das Rauchen als auch der Bluthochdruck sind bedeutende Risikofaktoren für eine Atherosklerose, eine Einlagerung von Fetten in den arteriellen Blutgefäßen. Sie ist Hauptauslöser der periphereren arteriellen Verschlusskrankheit, kurz pAVK. Durch diese Veränderungen in den Arterien kann immer weniger Blut hindurchfließen, es kommt insbesondere unter Belastung zu einer Ischämie des jeweiligen Versorgungsgebietes der betroffenen Arterie(n), also einer verminderten oder fehlenden Durchblutung. Diese Unterversorgung verursacht Schmerzen, zunächst nur unter Belastung, dann auch in Ruhe.

Bei dem Patienten wird eine Angiographie durchgeführt, eine radiologische Untersuchung, bei der das Gefäßsystem mittels Kontrastmittel dargestellt wird. Eine Stenose (Engstelle) beziehungsweise ein Verschluss eines Gefäßes zeigt sich durch eine Kontrastmittelaussparung oder einen Abbruch der Kontrastmittelverteilung.

Wie sich herausstellt, leidet der Patient wirklich unter einem Gefäßverschluss. Unseren Gefäßchirurgen gelingt es, mittels eines modernen Katheterverfahrens das Gefäß wieder zu öffnen und so eine Versorgung des Unterschenkels und des Fußes wiederherzustellen. Um einen weiteren Progress, also ein Fortschreiten, der pAVK zu verhindern, raten wir unserem Patienten eindringlich, das Rauchen aufzugeben.

Des Weiteren begannen wir schon im stationären Aufenthalt damit, die Blutdruck- und Blutfettwerte optimal einzustellen.