Kurse im Netz Familienbildung: Angebote für 2021 sind ein Blindflug

Wuppertal · Die Katholische und Evangelische Familienbildungsstätte in Wuppertal mussten einen Großteil ihrer Kurse absagen. Jetzt sollen Kurse ins Netz verlagert werden.

Annette Welter von der Katholischen Familienbildungsstätte.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Als der Lockdown kam, mussten die Mitarbeiter erst einmal sehr viel telefonieren. Die Katholische und Evangelische Familienbildungsstätte in Wuppertal mussten einen Großteil ihrer Kurse absagen. Nur Weiterbildungsveranstaltungen – vor allem die Ausbildung der Tagespflegeeltern und der Mitarbeiter im Offenen Ganztag – dürfen weiterlaufen, ebenso die Sprachkurse für Geflüchtete. Kochkurse, Gymnastik, Entspannung, Nähen und die Eltern-Kind-Kurse jedoch müssen im November ausfallen.

„Manche Kursteilnehmer waren erleichtert, weil sie sowieso besorgt waren, andere waren enttäuscht“, schildert Stefan Quilitz, Leiter der Katholischen Familienbildungsstätte (KFBS), die Reaktionen. Viele kommen seit Jahren in ihren Kurs; für sie fehlt nun ein fester Programmpunkt in der Woche, der wichtige soziale Kontakte beinhaltet. Und auch für die Kursleiterinnen und Kursleiter sei der erneute Lockdown ein Problem, betont seine evangelische Kollegin Carolin Ulbricht: „Wir haben einige Kursleitungen, die davon leben müssen.“ Schon im Frühjahr mussten sie verkraften, dass die Kurse rund drei Monate lang pausierten. Jetzt fehlt ihnen erneut ihr Verdienst. Bei der KFBS fanden im ersten Halbjahr im Vergleich zu 2019 nur 42 Prozent der Unterrichtsstunden statt, insgesamt 2300 statt der üblichen 5400 Stunden.

Hygienekonzepte, Desinfektion und Umbauten

Arbeit für die Festangestellten gibt es trotzdem reichlich: Seit Beginn der Corona-Pandemie beschäftigen sich die Teams ständig mit neuen Hygienekonzepten, organisieren Desinfektionsmittel, drucken Hinweise zu den jeweils aktuellen Hygienebestimmungen aus. Die Teeküche musste geschlossen werden, die Tische auseinander gestellt. Viele Kurse mussten auch geteilt oder in größere Räume verlegt werden. So mietete die KFBS den nahen Kolpingsaal für einige Kurse an.

Gerade entwerfen beide Familienbildungsstätten ihr Angebot für das erste Halbjahr 2021 – ein Blindflug, da niemand weiß, wie sich die Corona-Lage bis dahin entwickelt. „Wir begrenzen erst einmal die Teilnehmerzahl und führen Wartelisten“, erklärt Stefan Quilitz. Dahinter stehen jedoch diverse verwaltungstechnische Probleme. So fördert das Land Kurse erst ab einer Teilnehmerzahl von zehn Menschen. Und wie wird das bei der Förderung anerkannt, wenn eine Veranstaltung jetzt online stattfindet und vielleicht auch Menschen aus anderen Bundesländern teilnehmen wollen? Was ist mit Kooperationsprojekten, etwa mit Familienzentren oder der Stadtteilsozialarbeit?

Beide Familienbildungsstätten versuchen gerade, Kurse ins Netz zu verlegen. „Aber das geht bei vielen Themen überhaupt nicht“, sagt Carolin Ulbricht. Ein Kind daran zu gewöhnen, ohne Eltern mit anderen Kindern zu spielen, funktioniert online nun einmal nicht. Auch Kochen oder Gymnastik lassen sich per Computer schlecht vermitteln. „Und es ist eine Frage der technischen Ausstattung bei den Teilnehmern“, gibt Stefan Quilitz zu bedenken. Außerdem habe ein Online-Kurs eine eigene Didaktik und Methodik; deshalb bedeute das für die Dozenten zusätzliche Arbeit.

Einige Dozenten nehmen die Herausforderung jedoch an und bieten ihre Kurse jetzt auch digital an. So finden Rückbildungsgymnastik, Yoga oder Babymassage teilweise online statt. Dazu kommen bei der KFBS diverse Vorträge per Zoom: „Familienplanung per Zyklusapp“, „Elterngeld und Elternzeit“ und auch Vorträge des Katholischen Bildungswerkes werden per Computer oder Tablet direkt ins Wohnzimmer geliefert.

Die KFBS geht auch ganz neue Wege: So gibt die Eremitin Maria Anna Leenen, die jetzt eigentlich nach Wuppertal kommen wollte, nun in einem Brief auf der Homepage wichtige Tipps zum Umgang mit der Einsamkeit.