Wuppertal Pläne für einen Riesen-Discounter in der Varresbeck

Wuppertal · Lidl will in der Varresbeck auf 1700 Quadratmetern neu bauen. Stadt will es verhindern — kann es aber nicht.

Nach nicht einmal 15 Jahren wird der Lidl-Markt am Otto-Hausmann-Ring abgerissen. Der Neubau wird rund 500 Quadratmeter größer.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Am Otto-Hausmann-Ring wird ein Riesen-Discounter entstehen. Lidl will seinen Markt dort abreißen und neu bauen. Das bestätigt der Konzern auf WZ-Anfrage. Dass Discounter ihre Flächen vergrößern, ist nichts Neues. Doch in diesem Fall sind neue Dimensionen erreicht: Statt auf 1200 Quadratmetern sollen die Waren zukünftig auf 1700 Quadratmetern angeboten werden. Laut Lidl wäre es der größte Markt in der Region.

 Küllenhahn, Cronenberg oder jetzt in der Varresbeck: Die Pläne insbesondere von Lidl und Aldi sorgten in der Vergangenheit regelmäßig für Diskussionen. Die Verwaltung macht keinen Hehl daraus, dass sie an vielen Standorten keine Erweiterung haben will — und beruft sich dabei auf das kommunale Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Das sieht vor, dass Märkte mit mehr als 800 Quadratmetern nur noch in den sogenannten zentralen Versorgungslagen entstehen dürfen. Dabei handelt es sich in der Regel um die City-Bereiche und Zentren der Stadtbezirke.

Doch ging es in der Vergangenheit meist um eine Erweiterung von 800 auf 1200 Quadratmeter, setzt Lidl nun eine ganz neue Hausnummer. Mit 1700 Quadratmetern liege man „schon im Bereich eines Vollversorgers“, sagt Marc Walter vom Planungsamt. Verhindern kann die Stadt den Bau indes kaum — und scheut den Konflikt vor Gericht. Bekannterweise steht der aktuelle Lidl-Markt in der Varresbeck auch nur, weil der Konzern Anfang der 2000er Jahre erfolgreich gegen die Ablehnung einer Bauvoranfrage seitens der Stadt klagte. Die Stadt sehe nun juristisch wenig Chancen, die Erweiterung zu stoppen. Zumal mit dem Edeka ein noch deutlich größerer Markt gegenüber liegt. Das Risiko sei groß zu verlieren und dann könnten  hohe Schadensersatzforderungen auf die Stadt zukommen.

Bislang hatten Discounter gerne argumentiert, die größeren Flächen nicht für mehr Produkte zu nutzen, sondern den Einkauf zum Beispiel durch breitere Gänge kundenfreundlicher zu gestalten. Wie das auf 1700 Quadratmetern — gut 500 mehr als  beim bislang größten in Wuppertal — aussieht, bleibt offen. So detailliert wollte sich Lidl noch nicht auf WZ-Anfrage äußern. Auch zum Zeitplan gab es keine Infos. Fest steht aber, dass der aktuelle Bau nach nicht einmal 15 Jahren abgerissen wird. Der Discounter hat für die Erweiterung bereits weitere angrenzende Flächen (Waschanlage und Kfz-Betrieb) erworben. Und, so teilt der Konzern mit, es wird im neuen Markt keinen externen Bäcker mehr geben. Auch dies ein Modell, das Discounter mittlerweile fast überall fahren.

Der Lebensmittelbereich sei ein umkämpfter Markt, sagt Walter. Für die Discounter zähle die Größe. Die nächsten Erweiterungen stünden schon in der Pipeline. Erst kürzlich gab die Politik grünes Licht für eine Vergrößerung des Aldi-Marktes in der Steinbeck — mit 150 Quadratmetern eher moderat.

Geht jetzt ein „Wettrüsten“ der Discounter los? Aldi-Nord hat bislang auf eine WZ-Anfrage von Mittwoch vergangener Woche nicht reagiert. Abreißen und neu bauen ist aber längst auch beim Lidl-Konkurrenten üblich, siehe das Beispiel Benrather Straße.

Michael Müller (CDU), Vorsitzender des Stadtentwicklungsausschusses, befürchtet, „dass die Discounter sich gegenseitig das Wasser abgraben“. Ärgerlich sei jedoch, dass andere Standorte auf der Strecke bleiben. Den Dönberg hatte Aldi, so Michael Müller, vor einigen Jahren „aufgegeben“. Dieses Quartier sei ebenso wie zum Beispiel Beyenburg für Discounter leider wenig lukrativ, weiß Marc Walter.

Dass die Stadt bei Lidl und Co. so viele Bedenken hat, kann Ralf Engel, Geschäftsführer des Wuppertaler Standorts des Handelsverbands NRW, dagegen nicht nachvollziehen.

Die ungeklärte Situation des FOC sei für den Einzelhandel in der City ein viel größeres Problem als die Frage, ob sich Discounter außerhalb der Zentren ansiedeln dürfen oder nicht, sagt Engel, der deutliche Worte in Richtung Verwaltung findet. „Wer in den 1990er Jahren einen Wicküler-Park genehmigt hat“, dürfe jetzt nicht über Supermarkterweiterungen diskutieren.