Lieblingsbilder (5): Eine Vorliebe für Ingres’ Pinselstrich
In der Sammlung Jean Gigoux ist das Werk von Jean-Auguste-Dominique Ingres der Favorit der Wuppertaler Künstlerin Graziella Drößler.
Wuppertal. Der Künstler und Kunstsammler Jean Gigoux kannte viele seiner französischen Künstlerkollegen wie David, Ingres, Delacroix und Géricault persönlich und sammelte ihre Werke. So befindet sich in seiner Kunstsammlung, die zurzeit im Von der Heydt-Museum zu sehen ist, auch Jean-Auguste-Dominique Ingres’ „Porträt des Architekten Jean-Baptiste Desdeban“ (1781-1833).
Die Wuppertaler Künstlerin Graziella Drößler mag die starken Pinselstriche und die Großflächigkeit dieses Bildes: „Mantel und Hintergrund bilden fast eine einzige braune Fläche. Nur der starke Faltenwurf konturiert den Mantel, der dem jungen Mann zu groß zu sein scheint.“ Ingres hat den Architekten 1810, also 19-jährig, porträtiert.
Das Bild besticht durch die jugendliche Ausstrahlung des Mannes, der weder Falten noch Bart hat. „Auffällig ist die Haltung des Armes“, sagt Drößler. Der junge Mann scheint sich auf einem sehr hohen Möbelstück, das man nicht sieht, abzustützen, — oder ist etwas klein geraten. Auffällig sei das weiße Dreieck der Hemdbrust, das aus dem flächigen Braun heraussticht, findet die Malerin, die mit ihrem Mann, dem Künstler Wolfgang Schmitz, in Vohwinkel lebt. Das Porträt von Ingres (1780-1867) sei erzählerisch sehr reduziert: Der Betrachter muss sich vieles selbst erschließen.
Drößler, die an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat, beschäftigt sich zurzeit intensiv mit Porträts: Sie fotografiert Reliefs oder Skulpturen, verändert die Perspektive und malt sie dann mit Acryl, Tempera oder Aquarell auf Karton. Damit bereitet sie sich auf eine Ausstellung in der Zentrale der Stadtsparkasse am Islandufer vor, die sie und ihr Mann ab März 2014 gemeinsam bestreiten.