Die Kurrende feiert ihren 90. Geburtstag

Der renommierte Chor hat im Jahr 2014 viel vor.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Die Summe, die Kurrende-Manager Klaus Kölsch nennt, ist gewaltig. „250.000 Euro müssen wir jedes Jahr selbst erwirtschaften. Sprich: ersingen.“ Weshalb der Manager der Wuppertaler Kurrende auch gleich mit einem gewaltigen Vorurteil aufräumt: „Es ist ein Irrglaube, dass die Wuppertaler Kurrende von Kirchensteuer lebt. Das ist bei weitem nicht so. Wir bekommen von der Kirche einen Büroleiter und den musikalischen Leiter finanziert, wofür wir sehr dankbar sind.“ Der Rest fällt in die Kategorie Eigeninitiative — wobei es einen tatkräftigen Förderer gibt: die Erich-vom-Baur-Stiftung.

Doch nicht allein von finanzieller Unterstützung hängt Wohl und Wehe des renommierten Chors ab. Wie die Zukunft der Kurrende aussieht, entscheiden vor allem diejenigen, die in ihrem Namen ihre Stimmen einsetzen: die Sänger. „Nachwuchsgewinnung ist das A und O für uns“, betont Kölsch. „Wenn wir keinen Nachwuchs haben, sind wir nicht existent.“

Damit genau das nicht passiert, lädt die Kurrende am 1. Februar von 10 bis 13 Uhr zum Vorsingen in ihr Zuhause an der Mozartstraße 35 ein. Auch das Pendant („unsere kleine Schwester“) — die Elberfelder Mädchenkurrende — sucht zur selben Zeit und am selben Ort neue Mitstreiterinnen. Die Mädchenkurrende existiert seit elf Jahren, die Kurrende feiert in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag. „Wir stehen für Tradition“, betont Klaus Kölsch.

Ein gewisser Stolz darüber, „in welch schwierigen Zeiten wir es geschafft haben, die Kurrende am Leben zu halten“, ist nicht zu überhören — genauso wenig wie die Tatsache, dass es heute andere Probleme gibt als etwa in der Nachkriegszeit.

„Uns trifft das Los jeden Knabenchors“, erklärt der Manager. „Wir haben eine starke Fluktuation. Vor allem die 20- bis 25-Jährigen verlassen uns, wenn sie zum oder nach dem Studium wegziehen.“ In Zeiten, in denen Arbeitnehmer immer mobiler sein müssen, scheiden allerdings nicht nur junge Sänger berufsbedingt aus. „Es ist nicht mehr wie vor 50 Jahren — als die Sänger bis zum Rentenalter bei uns geblieben sind“, sagt Kölsch.

Trotzdem oder gerade deshalb wird er nicht müde, für die Kurrende zu werben. Zumal es für fast jedes Alter die passende Gruppe gebe: Spatzen, Singschule und Chorschule heißen die Angebote für die kleinsten Sänger, die zwischen sechs und neun Jahre alt sind. Neben einem Knaben- und Konzertchor gibt es auch einen jungen Männerchor — für alle Zwischen-Sänger, „die ihre Stimme noch suchen“, also im Stimmbruch sind und noch nicht bei den Männern einsteigen können.

Die ganze Vielfalt der Kurrende soll in diesem Jahr besonders oft zum Klingen kommen: „Zum 90. Geburtstag haben wir viele Veranstaltungen mit befreundeten Chören — und mit den Sinfonikern. Darüber sind wir sehr glücklich. Wir haben nicht immer Gelegenheit, mit einem so tollen Orchester zu musizieren.“