Sicherheit Kopf hoch und locker bleiben: Training auf dem Pedelec

Varresbeck · Der ADAC bietet regelmäßig Pedelec-Trainings an – der Andrang ist groß

Wolfgang Wehner vom ADAC (r.) gibt Thomas Schmidt (vorne) Tipps, wie er sicher mit seinem Pedelec fährt.

Foto: ANNA SCHWARTZ

Anfahren, Lenken, Bremsen – ein Pedelec reagiert oft etwas anders als ein Fahrrad ohne Motor. Deshalb bietet der ADAC regelmäßig Pedelec-Trainings in Wuppertal an. Der Andrang ist groß. Vor allem Frauen sind es, die hier mehr Sicherheit auf ihrem Zweirad gewinnen wollen.

„Ich habe gerade ein Pedelec gekauft und dann festgestellt, dass ich nicht mehr so firm bin“, erzählt etwa Marita Hauke. Andere saßen seit 40 Jahren nicht mehr im Sattel oder hatten einen Fahrradunfall und wollen jetzt wieder Vertrauen ins Radfahren bekommen. Oder wollen einfach neue Kniffe und Tricks lernen.

Bei Fahrlehrer Wolfgang Wehner sind sie gut aufgehoben. Er hat für jede einen aufmunternden Spruch und seinen Kurs so aufgebaut, dass Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen gut trainieren können. „Das Risiko liegt auf unserer Seite – also sollte man bewusst fahren und den Kopf einschalten“, mahnt er. Und natürlich immer einen passenden Helm tragen.

Dann geht es ganz langsam los. Erst einmal müssen die Teilnehmer – acht Frauen und zwei Männer – ihre E-Bikes schieben und bremsen. Wissen alle, wo Vorder- und wo Hinterradbremse sind? Das ist wichtig, um bei einer scharfen Bremsung am Berg keinen Salto zu schlagen. In so einem Fall muss die Hinterradbremse zuerst gezogen werden.

Beim Radfahren in
die Ferne schauen

Dann fahren alle eine Runde Roller: Mit dem rechten Fuß auf dem linken Pedal trainieren sie, das Gleichgewicht zu halten. „Super! Sehen Sie, das klappt wunderbar. Und lächeln!“, unterstützt Wolfgang Wehner die Fahrerinnen. Dann macht er deutlich, dass sie in die Ferne schauen sollen beim Radfahren. „Was direkt vor dem Fahrrad ist, bekommen Sie auch mit, wenn Sie weit nach vorne schauen“, erklärt der Fahrlehrer und Experte für Motorrad. „Da, wo ich hingucke, fahre ich auch hin. Die Blickführung ist das A und O – auch für das Anfahren.“

Das fällt denjenigen, die lange nicht mehr im Sattel saßen, schwer. Sie haben das Bedürfnis, auf ihre Füße und direkt vor ihr Rad zu gucken. „Kopf hoch“, erinnert Wolfgang Wehner immer wieder. „Und locker bleiben.“

Dann geht es um die Vorbereitung fürs Anfahren: Schon beim Anhalten, so empfiehlt der Experte, sollte man Gang und Unterstützungsstufe herunterschalten und die Pedale in die richtige Position bringen. Auch das wird trainiert: Ein Pedal auf halbe Höhe nach vorne, dann ein kräftiger Tritt in die Pedale, und nach vorne gucken. Für versiertere Radler kein Problem, doch manche aus der Gruppe stoßen sich erst einmal mehrfach ab, bis sie sicher auf dem Rad sitzen. „Schalten Sie ein, zwei Gänge höher, sie müssen noch viel zu viel trampeln“, rät Wolfgang Wehner. Und lobt im nächsten Moment: „Das sieht schon viel graziler aus!“

Man sieht es den Teilnehmerinnen an: Schon nach einer Stunde sitzen alle viel sicherer auf dem Fahrrad. Selbst diejenigen, die am Anfang ängstlich und wackelig fuhren, gewinnen zunehmend an Selbstbewusstsein auf dem Rad.

Erschöpfung nach
drei Stunden Training

Dann folgt ein umfangreicher Trainingsparcour, aus dem jeder seine Übungen nach Belieben auswählen kann. An einem Pfosten muss man ein Hütchen aufnehmen und nach einer Runde wieder ablegen. Zwischen zwei Seilen müssen die Radfahrer exakt eine Linie einhalten. Dann geht es im Slalom zwischen Hütchen durch. Wer besonders versiert ist, kann sogar versuchen, mit dem Vorderrad auf der einen und dem Hinterrad auf der anderen Seite des Hütchens zu fahren. Weitere Hütchen markieren eine enge Kurve, die exakt ausgefahren werden soll. „Hier muss man ganz auf der Außenseite beginnen, sonst klappt das nicht“, erklärt Wolfgang Wehner noch. Eine enge 8 um zwei Hütchen herum stellt eine weitere Herausforderung dar. Zum Abschluss wird dann noch das richtige Bremsen geübt.

Nach drei Stunden Training sind die Pedelec-Fahrer erschöpft, aber zufrieden. „Ich fahre ja viel Fahrrad – aber jetzt weiß ich, wo meine Fehler liegen. Das hier ist wirklich genial“, schwärmt Heike Kollmann. Als Wolfgang Wehner fragt, ob jemand zufriedener mit sich auf dem Rad geworden ist, nicken alle eifrig.