Laufsport 100 kühle Kilometer und ein Weltrekord
Wetter kann dem 6. Langstreckenlauf Whew nichts anhaben. 400 starten über 100 Kilometer.
„Das Wetter ist gut. Schließlich hat es aufgehört zu schneien“, meinte Oberbürgermeister Andreas Mucke, ehe er am Samstagmorgen am Trassenbahnhof Mirke um 7 Uhr mit dem Organisator Guido Gallenkamp den riesigen Pulk von 400 Läuferinnen und Läufern auf die 100 Kilometer lange Strecke schickte. Bei gruseligen zwei Grad plus, die eher zu einem Silvesterlauf gepasst hätten als zum 6. WHEW 100 am 4.Mai.
Doch die wackeren Ultras waren gar nicht so böse darüber, dass sich die vom Wuppertaler Debütanten Achim Goldschmidt Tage vorher befürchtete Hitze nicht eingestellt hatte. „Wenn das Wetter nicht so gut ist, dann sind auch nicht so viele Menschen auf der Trasse und man muss auch nicht damit rechnen, dass man von Hunden angesprungen wird“, meinte Triathletin Connny Dauben, die diesmal nicht mitlief, sondern am Verpflegungspunkt Biobahnhof Sprockhövel, einer von 13 Stationen mit 200 Helfern, die Athleten nach absolvierten 80 Kilometern mit Nahrung und Getränken für die restliche Strecke versorgten.
„Alles läuft reibungslos, wir sind trotz des Wetters sehr glücklich, verkündeten Guido Gallenkamp und Ingo Jarosch vom Mitveranstalter MTV Elberfeld am frühen Nachmittag am Bahnhof Mirke, nachdem auch die Läufe über fünf und zehn Kilometer über die Bühne gegangen waren und das Run & Bike-Team Marc Hartmann und Alexander Ebert nach siebeneinhalb Stunden als erste Ultras die Ziellinie überquert hatten. Nur wenige Sekunden später folgte schon die Viererstaffel „Die Panorama Athleten“ aus Heiligenhaus und Bochum. Und auch der Solosieger Georg Schützka blieb trotz Kühle und einigen Schauern, die die Muskulatur am Ende auskühlten, noch knapp unter acht Stunden.
Weltrekordler Jürgens macht auf Nervenleiden aufmerksam
Gut vier Stunden später konnte der Whew 100 dann auch einen Weltrekord verkünden. Der Münsteraner Markus Jürgens hatte in 12:20:36 Stunden eine neue Bestmarke im Rückwärtslaufen aufgestellt und die alte um satte viereinhalb Stunden unterboten. Damit durfte er sich bundesweiter Aufmerksamkeit sicher sein, denn er warb mit seinem Lauf gleichzeitig um Spenden für die Erforschung der seltenen Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und den Verein „Diagnose ALS“.
Nach gut 15 Stunden waren dann auch die letzten der 178 Solo-Finisher im Ziel am Bahnhof Mirke, wo es den ganzen Tag über Musik und Verpflegung sowie Liveinfos per GPS-Tracker über den Stand des Rennens gab. Besonders stolz war Ingo Jarosch darauf, dass sein Team es geschafft hatte, in den aufgestellten Zelten noch vor 7 Uhr den rund 500 Ultra-Beteiligten binnen 45 Minuten ein Frühstück kredenzt zu haben. Rund 50 Auswärtige - die Teilnehmer kamen aus ganz Deutschland und dem Ausland - hatten in den Sporthalle Schleswiger Straße und Helmholtzstraße übernachtet. Dass die Stadt noch kurzfristig einen Elektriker geschickt hatte, der die Bewegungsmelder für die Nacht außer Kraft setzte, um für die nötige Abdunkelung zu sorgen, hob Guido Gallenkamp hervor.
So wurde die Organisation des inzwischen etablierten Ultralaufs allseits gelobt. „Ein Wettbewerb von Läufern für Läufer“, hatte Veganer Achim Goldschmidt gesagt, der nach Absolvierung aller anderen Wettbewerbe zu Fuß oder per Rad nun erstmals die 100 Kilometer solo in Angriff nahm. Er kam als 23. am 75-Kilometer-Punkt an und versorgte sich in Sprockhövel nochmal mit einer halben Pellkartoffel, ehe er nach 9:52,34 Stunden ins Ziel an der Mirke kam. Am Ende durften alle Teilnehmer stolz auf das Geleistete sein und können das mit einer von Marcus Dorau gestalteten und von Stempel Donner produzierten Medaille belegen. Verlaufen hatte sich niemand, da die Strecke vom Greenzone-Biking-Duo Thomas Werthwein und Christian Blasberg, die vorweggefahren waren, hervorragend ausgezeichnet wurde. Bemerkswert auch, dass nur elf Sololäufer unterwegs aufgaben.
Nur über fünf und zehn Kilometer hätten sich die Organisatoren mehr Starter gewünscht. Immerhin durften mit Katharina Urbainczyks 18:20 Minuten über fünf Kilometer und der Tatsache, dass gleich vier Männer über zehn Kilometer unter 36 Minuten geblieben waren, Topergebnisse registriert werden. Dabei waren Marc Walter (LG Wuppertal), der den späteren Sieger David Fleschen nach der Hälfte des Rennens ziehen lassen musste, und Henning Vengels - der Sieger über 100 Kilometer aus dem Vorjahr. Das Wetter hatte gerade bei den kurzen Läufen dafür gesorgt, dass der ein oder andere von einem Start absah. Der Veranstaltung insgesamt konnte es nichts anhaben.