American Football: Wie Schach auf dem Rasen
Die Greyhounds bereiten sich auf die am 29. April startende Landesliga-Saison vor.
Wuppertal. Es scheppert wie bei einem Auffahrunfall. Doch es sind keine Autos, die hier aufeinanderprallen, sondern acht große Männer. Vier in roten Trikots von der linken — vier in schwarzen Trikots von der rechten Seite. Mit einem kurzen Antritt sind die beiden Blöcke aufeinander zugestürmt. Jeder Mann geschützt durch zahlreiche Protektoren. Jetzt versuchen sie, sich gegenseitig wegzuschieben oder zu blocken. Die Jungs in Rot sind so etwas wie die Bodyguards für Spielmacher Marc-Phillip Dietz. Dem hat ein Mitspieler gerade den Football zugesteckt und jetzt muss der Quarterback der Greyhounds, einziger American-Football-Club in Wuppertal, schnell die richtige Entscheidung treffen.
Mit dem Ei in der Hand tänzelt Dietz zurück und sieht an der rechten Seitenlinie seinen Wide-Receiver, der dem Gegenspieler entwischt ist. Dietz zögert nicht und wirft den Football seinem Mitspieler genau in den Lauf. Der pflückt den Football aus der Luft und stürmt in die Endzone. Ein Spielzug wie aus dem Bilderbuch.
„Football ist wie Schach auf dem Rasen. Es geht immer um Aktion und Reaktion und ist sehr durchdacht. Mit einer wilden Prügelei, so wie es leider viele sehen, hat es gar nichts zu tun“, sagt Thomas Cleff, Sportlicher Leiter der Greyhounds. Was er meint, ist beim Training zu erkennen. Dort wird intensiv und fokussiert gearbeitet. Die Spieler feuern sich bei den Übungen gegenseitig an und unterstützen sich. Teamgeist wird groß geschrieben.
Sowohl die Offensiv- als auch die Defensivspieler erhalten vor der Saison ein Buch mit den Spielzügen, die die Mannschaft in der Saison spielen wird. Darin stehen je nach Spielklasse zwischen 30 und 150 Varianten. Ist die Offensive am Ball, ruft der Quarterback eine Kombination aus Zahlen und Buchstaben. Jede dieser Kombinationen steht für einen bestimmten Spielzug. Jeder Offensivspieler muss dann genau wissen, was er zu tun hat. Ist das nicht der Fall, funktioniert der Spielzug nicht. „Wir kontrollieren viel mit Videoaufnahmen. Man sieht sofort, welcher Spieler einen Fehler gemacht hat und kann ihm auch direkt zeigen, wie es richtig geht“, sagt Headcoach Dennis Stahl.
Das Saisonziel der Greyhounds ist es, in der Landesliga oben mitzuspielen. „Football ist ein Sport für alle, ob klein, oder groß, ob dick oder dünn. Bei uns kann jeder mitspielen“, sagt Stahl. Die Greyhounds starten am 29. April mit einem Auswärtsspiel bei den Duisburg Dockers in die Saison.
Um Nachwuchs aus den eigenen Reihen zu bekommen, haben die Greyhounds in den Osterferien ein Camp angeboten. Dort trainierten die Spieler der vier Jugendmannschaften mit einigen Gastakteuren. Einer entschied sich nach einem Trainingstag gleich dazu, bei den Greyhounds zu bleiben. „Wir haben noch einige weitere Interessenten, die in den zwei Wochen voll mitgezogen und viel gelernt haben“, sagt Cleff zufrieden.