Auf Medaillen-Kurs: Petra und ihr schneller Prinz
Wie eine Wuppertalerin und ihr Araber-Hengst in der härtesten aller Reitsport-Disziplinen eine Medaille holen wollen.
Wuppertal. "Familienmitglieder werden nicht verkauft" - da haben Petra und Mahieddine Hattab eiserne Grundsätze. Und die gelten auch für die Pferde des Cronenberger Paares - die Vollblut-Araber Prince Sharif, El Galim, Mahboub sowie Pony Ronaldo. Gegen diese Prinzipien der Hattabs hat auch einer der reichste Männer der Welt keine Chance.
Petra Hattab über ihren Araber-Hengst Prince Sharif...
Vor nicht allzu langer Zeit bot nämlich der Emir von Dubai, Scheich Mohammed Bin Rashid Al Maktoum, den Hattabs eine Menge Geld für Prince Sharif. "Ein Häuschen in der Toskana mit einer schönen Pferdekoppel wäre schon drin gewesen für diese Summe", erinnert sich Petra Hattab. Dennoch gab es eine Abfuhr für seine Hoheit - denn zu sehr ist Hattab der Araber-Hengst ans Herz gewachsen. "Er ist mit der Flasche aufgezogen worden, unglaublich menschenbezogen und hat einen Charakter aus Gold", schwärmt die 45-Jährige. Und Prince Sharif ist auch ein echter Leistungssportler - genau das war der Punkt, der ihn für den Scheich interessant machte. Er gehört zu den fünf besten europäischen Distanz-Reitpferden.
Distanzreiten, das ist eine Sportart, in der von Ross und Reiter bis zu 160 Kilometer zurückgelegt werden - die wahrscheinlich härteste Disziplin im Pferdesport. Hattab und Prince Sharif gehören zum Deutschen Nationalkader und starten in Kürze bei der Weltmeisterschaft im US-amerikanischen Lexington. Ihr Ziel: eine Medaille mit der Mannschaft.
Petra Hattab ist so etwas wie der Shootingstar der Distanzreitszene. Erst 2004 hat sie intensiv mit dieser Sportart begonnen - nachdem sie zuvor lange ganz mit dem Reitsport ausgesetzt hatte. Krönung der kometenhaften Karriere auf dem Rücken von Prince Sharif war Anfang dieses Jahres die Berufung in den A-Kader. Und jetzt aus dem Nichts aufs Treppchen der WM?
...und über ihren niedrig dotierten Sport - so muss sie für die WM 2000Euro Unkostenbeitrag zahlen.
"Die Chance haben wir auf jeden Fall", meint Hattab vielsagend, denn das Gelände und vor allem die Streckenführung in Kentucky komme den europäischen Pferden entgegen - sehr eckig und mit vielen Richtungswechseln an den Weidezäunen der dortigen Farmen entlang. So etwas lernt ein Pferd im Bergischen - anders als die sonst fast immer favorisierten Pferde aus den arabischen Emiraten, die gewohnt sind, im Training lange Strecken stur geradeaus zu rennen.
Im Verhältnis zu anderen Pferden der Weltklasse ist Prince Sharif zudem ein paar Zentimeter kleiner und ein echtes Kraftpaket. "Manchmal wirkt er sogar etwas pummelig", grinst Petra Hattab. Dennoch muss sie Prince Sharif beim Wettkampf wohl etwas zurückzunehmen, damit er nicht zu schnell losrennt. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 20 Stundenkilometern strebt sie an - mehr könnte auf der langen Distanz verhängnisvoll sein.
Viel mehr noch als auf Edelmetall, hofft die Grafik-Designerin aber auch darauf, Werbung für ihren Sport zu machen - der nicht nur mit großem zeitlichen, sondern auch finanziellen Aufwand verbunden ist. Für den Start bei der WM müssen die deutschen Teilnehmer sogar noch 2000 Euro aus eigener Tasche beisteuern. "Ich nage deswegen nicht am Hungertuch. Aber ein Sponsor würde die Sache natürlich wesentlich einfacher machen. Alleine um den Unterhalt der Pferde zu finanzieren."
Denn schließlich werden bei den Hattabs Familienmitglieder nicht verkauft. "Vor allem nicht, wenn sie so anhänglich sind, dass sie mir wie Prince Sharif wegen eines Nutella-Butterbrots fast bis ins Auto hinterher kriechen", lacht die Reiterin.