Handball-Bundesliga Rote Karte für Nikolaisen wirft den Matchplan des BHC über den Haufen

Wuppertal · Beim abstiegsbedrohten HBW Balingen-Weilstetten unterlag der Bergische HC mit 28:30 (15:17) und muss nun selbst nach unten in der Tabelle schauen.

BHC-Trainer Sebastian Hinze konnte mit der Leistung seines Teams nicht zufrieden sein. Positiv war jedoch wie schon in Kiel, dass die Mannschaft nie aufsteckte und auch bei deutlichen Rückständen wieder ins Spiel fand.

Foto: WZ/Bernard Moschkon

Der größte Aufreger aus Sicht des Bergischen HC ereignete sich bereits in der achten Minute: Tom Kare Nikolaisen wurde in die Mangel genommen, der Norweger versuchte sich zu befreien und erwischte dabei Gegenspieler Daniel Ingason leicht mit dem Ellbogen. Die folgende Rote Karte gegen den Norweger war eine Fehlentscheidung, die dem BHC im Innenblock und am Kreis die Optionen raubte. Die Löwen glichen bei HBW Balingen-Weilstetten zwar spät noch aus, verloren aber trotzdem mit 28:30 (15:17).

Der Zwei-Tore-Rückstand zur Pause war aus Sicht der Gastgeber zu wenig. Denn der HBW überrollte den BHC immer wieder im Tempospiel, hatte in Vladan Lipovina einen sicheren Rückraumschützen, der damit den Positionsangriff aufwertete, und profitierte zudem von einer mauen Torhüterleistung der Gäste. Tomas Mrkva und Christopher Rudeck brachten es in Hälfte eins jeweils nur auf eine Parade, während Balingens Schlussmann Mario Ruminsky zumindest in der Phase auftrumpfte, als die Hausherren davonzogen.

Problem war dabei auch, dass der BHC in der Deckung oft keinen Zugriff fand. Durch Nikolaisens Fehlen versuchte es Trainer Sebastian Hinze zum Beispiel mit Tom Bergner im Innenblock oder setzte auf eine 5:1-Abwehrvariante.

„Das war das eigentlich Entscheidende“, sagte der Coach später. Es gehe nicht darum, ob die Rote Karte richtig war, sondern „dass wir zu lange gebraucht haben, um einen vernünftigen Innenblock hinzubekommen.“ Noch vor der Pause erholte sich der BHC, der mit 10:15 in Rückstand geraten war. Csaba Szücs versenkte im erweiterten Tempospiel, Fabian Gutbrod ließ es zweimal im gebundenen Angriff krachen. So waren die Gäste trotz des 15:17-Rückstands zur Pause psychologisch in einer guten Position. Gleich nach Wiederbeginn traf Sebastian Damm per Heber zum Anschluss. Ein Ballverlust von Lukas Stutzke lud Balingen allerdings wieder zum Gegenstoß ein.

Rudeck hielt zwar nun ein paar Bälle mehr, und Stutzke brachte den BHC noch mal auf ein Tor heran, doch die Bergischen liefen trotzdem immer wieder ins schnelle Balinger Konterspiel. Zudem setzten sich die Gastgeber erneut einige Male relativ einfach gegen die BHC-Deckung durch. Patrick Volz hatte sogar die Chance, den Vorsprung auf vier Tore für die Balinger auszubauen, aber Rudeck parierte aus sechs Metern. Gleiches schaffte aber Ruminsky auf der anderen Seite. David Schmidt war in dieser Phase der Einzige, der jeweils nach schönen Einzelaktionen für die Löwen traf.

Sebastian Hinze macht den
jungen Spielern keinen Vorwurf

Eine Wende der Partie lag häufiger in der Luft, doch sie kam zunächst einfach nicht. Tom Bergner, auf dem wegen des Nikolaisen-Platzverweises auch offensiv viel Verantwortung lastete, vergab zum Beispiel völlig frei vom Kreis. Die Balinger blieben mit drei Treffern vorn. Erst nachdem Jona Schoch für ein hartes Einsteigen gegen Simen Schönningsen Rot gesehen hatte, kamen die Gäste durch Sebastian Damm und Arnor Gunnarsson zum Anschluss. Danach hielt die Deckung, und Schmidt donnerte die Kugel zum 27:27 in die Maschen.

Die Gäste hatten nun das Momentum auf ihrer Seite, das Spiel in den letzten Minuten zu kippen. Sie leisteten sich aber einige Pannen. So kassierte Alexander Weck ein Stürmerfoul, und Bergner verwertete aus sechs Metern nicht. „Ich mache den Jungs keinen Vorwurf, dass sie in den entscheidenden Situationen einen Fehler machen oder einen Ball verwerfen“, betonte Hinze. Die Niederlage war allerdings besiegelt. Trotz der Niederlage hat der BHC laut Statistik mit 251 Gegentreffern die effektivste Abwehr der Bundesliga.