BHC darf kurz von der Sensation träumen

Nach einem 16:16-Zwischenstand zur Pause zieht der haushohe Favorit SG Flensburg-Handewitt noch zum Endstand von 32:25 davon.

Foto: Eibner

Wuppertal. Als krasser Außenseiter traten die BHC-Löwen in Flensburg vor ausverkauftem Haus beim erlesenen Trüppchen skandinavischer Nationalspieler an. In der Flens-Arena hatten sie bisher meist mit zweistelliger Tordifferenz verloren. Dass der BHC seine letzten zwei Spiele gewonnen hatte, während die SG Flensburg-Handewitt mit der Finalniederlage im Pokal gegen Kiel und dem 32:34 in der Bundesliga in Berlin zwei bittere Niederlagen in Folge hinnehmen musste, änderte an der Ausgangslage nichts. Nach 60 Minuten war dann beim 32:25 (16:16) für den Favoriten fast der Normalfall eingetreten.

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Doch der BHC, der durch die gleichzeitige 26:27-Niederlage von Stuttgart in Magdeburg auf einem Nichtabstiegsplatz bleibt, durfte zumindest mit dem guten Gefühl die Heimreise antreten, in der Hölle Nord eine Halbzeit lang supercool aufgetreten zu sein. Man hätte erwarten dürfen, dass die Nordmänner, die sich im Kampf um die seit 2004 nicht mehr gewonnene Deutsche Meisterschaft keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen, die Machtverhältnisse von Beginn an klarstellen würden. Stattdessen rieben sich die Heimfans in den ersten 30 Minuten die Augen, wie pomadig ihre Stars auftraten und wie abgeklärt die abstiegsbedrohten Gäste ihren Stiefel herunterspielten. Dabei waren die Bergischen auch noch stark ersatzgeschwächt. Zu Ace Jonovski und Christian Hoße, die wegen noch nicht ausgeheilter Verletzungen die Reise nach Flensburg gar nicht erst mit angetreten hatten, gesellte sich als weiterer Ausfall Kreisläufer Moritz Preuss, der in der Nacht zu Dienstag Fieber und Gliederschmerzen bekommen hatte. Bei ihm wurde eine bakterielle Entzündung diagnostiziert, die mit Antibiotika behandelt werden muss, was einen Einsatz ausschloss. Mit Linksaußen Dorian Woestmann und erstmals Jonas Dell hatte Trainer Sebastian Hinze zwei A-Jugendliche als letzte Reserve für die Bank mitgenommen.

Von Beginn an spielte der BHC seine Angriffe lang aus, ließ sich durch angezeigtes Zeitspiel, Unterzahl und die Flensburger 3:1- und 7:5-Führung nicht aus der Ruhe bringen und bezwang SG-Klassekeeper Mattias Andersson aus fast allen Lagen. Besonders schön die Tore von Linksaußen Jan Artmann. Fast provozierend, mit welcher Ruhe Uros Vilovski nach einem gar nicht mal im Höchsttempo ausgeführten Gegenstoß den Ball beim 11:10 zur ersten BHC-Führung in die Maschen setzte. Eine Halbzeitführung wäre für den BHC sogar möglich gewesen, zumal im Tor Björgvin Gustavsson einen guten Tag erwischt hatte und vorne bis auf Linksaußen Andreas Eggert und dem Halbrechten Holger Glandorf kein Flensburger so richtig dynamisch wirkte.

Niemand erwartete aber wohl, dass es nach der Pause so weitergehen würde, und in der Tat zeigten die Norddeutschen nun vor dem erwachenden Publikum ihr wahres Gesicht. Kevin Moeller, der nun im Tor stand, machte es den BHC-Schützen wesentlich schwerer. Die Gastgeber lagen schnell mit vier Toren vorne und bauten die Führung bis zum Abpfiff weiter aus. Normalfall eben. Doch obwohl dem BHC in Halbzeit zwei nur noch neun Tore gelangen, kann er sich mit gestärktem Selbstvertrauen auf das Heimspiel gegen Balingen am 29. April in der Klingenhalle vorbereiten.