Handball-Bundesliga „Ruuuudeck“ schallt es aus 6200 Kehlen

Wuppertal · Beim All-Star-Game darf der BHC-Torhüter eine Halbzeit im Nationaldress spielen.

Diesen Siebenmeter-Heber des Stuttgarters Michael Kraus kann Rudeck im Tor der A-Nationalmanschaft parieren.

Foto: imago/wolf-sportfoto/Marco Wolf

Die Stimmung in der ausverkauften Porsche-Arena in Stuttgart am Freitagabend ist glänzend. Die Euphorie, die durch die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland entfacht wurde, ist auch beim All-Star Game der Bundesliga zu spüren. Wenn der Hallensprecher die Vornamen der Akteure des Duells zwischen den All-Stars und der deutschen Nationalmannschaft vorliest, komplettieren 6200 Zuschauer aus voller Kehle. „Christopher“, gibt er vor – und alle: „Ruuuuudeck.“

Der Bundestrainer wollte Rudeck für dieses Spiel unbedingt haben

Keine Selbstverständlichkeit für den 24-jährigen Torhüter des Bergischen HC. Schließlich ist Christopher Rudeck zum ersten Mal im Konzert der ganz Großen dabei. „Ich hatte schon Sorge, dass dieser Moment ein wenig peinlich werden könnte“, sagt der Keeper später. „Aber es hat mich dann doch sehr positiv überrascht, wie laut das kam und sich niemand gefragt hat: ‘Wer ist das?’ – zum Glück stand mein Name für alle lesbar auf dem Videowürfel.“

Rudeck fühlt sich durch die Einladung geehrt: „Auch wenn es nur um eine Spaßveranstaltung ging, ist es eine Auszeichnung, dass an mich gedacht wurde, nachdem Andreas Wolff abgesagt hatte.“ Am vergangenen Donnerstag erfuhr der Keeper von seiner Nominierung. „Ich hatte eine Nachricht von Sebastian Hinze (BHC-Trainer) auf dem Handy, dass ich ihn anrufen solle. Er hat mir dann eröffnet, dass Christian Prokop mich gerne beim All-Star Game dabei haben würde“, erzählt der Handballer. Wenige Minuten später rief der Nationaltrainer an.

Für Torhüter ist es das „bescheidenste Spiel des Jahres“

Der hätte sich zum Beispiel auch für Daniel Rebmann entscheiden können – weil er ebenfalls eine gute Hinrunde spielte und in Diensten von Frisch Auf Göppingen deutlich weniger Anfahrtsweg nach Stuttgart gehabt hätte. „Aber es geht dann eben doch darum, wer auf der Liste weiter oben steht. Und es freut mich natürlich sehr, dass ich das bin“, sagt Rudeck.

Dankbar ist die Show-Veranstaltung für einen Torhüter freilich nicht. Während die Feldspieler einen Trickwurf nach dem anderen auspacken können, während die gegnerische Deckung fast gar keine Anstrengungen unternimmt, effizient zu verteidigen, müssen die Schlussleute immer wieder hinter sich greifen. Silvio Heinevetter, der in der ersten Halbzeit für Deutschland zwischen den Pfosten steht, findet es zwischendurch offensichtlich gar nicht lustig. Kommentator Stefan Kretzschmar merkt mit Blick auf „Heine“, wie er seinen ehemaligen Mannschaftskameraden liebevoll nennt, an, dass das All-Star Game für einen Torhüter das bescheidenste Spiel des Jahres sei – er drückte sich sogar noch etwas drastischer aus. „Es ist natürlich schwer, in so einem Spiel zu glänzen“, findet auch Rudeck. „Aber es hat mir trotzdem großen Spaß gemacht.“ Und ein paar freie Bälle – denn unbedrängt dürfen sie in dem Spiel alle werfen – hält der 24-Jährige bei der 39:42 (21:21)-Niederlage in seiner zweiten Halbzeit dann auch. Zum Beispiel fischt er einen Heber, den Michael Kraus beim Siebenmeter versucht, einfach locker weg.

Christopher Rudeck hofft, in Zukunft auch mal bei einem umkämpfteren Spiel für Deutschland aufzulaufen. „Als Nationalspieler würde ich mich jetzt noch nicht bezeichnen. Man hat auch gemerkt, dass das WM-Team ein eingeschworener Haufen ist.“ Trotzdem sei er gut aufgenommen worden, betont der BHC-Keeper.