Sportler der Woche Willim (19) will zur Universiade
Wuppertal · Der Brustschwimmer der SG Bayer ist bereits an die nationale Spitze herangekommen.
Schlafen bis 6 Uhr, teilweise sogar bis 6.45 Uhr - für Yannis Merlin Willim ist das ein echter Gewinn an Lebensqualität. Seit er im vergangenen Jahr sein Abitur gemacht und im Herbst in Wuppertal sein Studium in Industriedesign aufgenommen hat, sind für den 19 Jahre alten Schwimmer aus der ersten Trainingsgruppe der SG Bayer die Zeiten vorbei, in denen er viermal pro Woche um kurz nach 4 Uhr aufstehen musste, um vor der Schule zum Frühtraining im Becken zu sein. Seinen Leistungen scheint das durchaus zuträglich zu sein. Dritter der offenen Klasse wurde er im vergangenen Jahr über seine Spezialstrecke 200 Meter Brust sowohl bei den Deutschen Meisterschaften auf der Langbahn als auch auf der Kurzbahn, schraubte seine Bestzeiten auf 2:14 und 2:09 Minuten deutlich herunter.
An diesem Wochenende soll Willim beim Erstliga-Wettkampf in Essen für viele Punkte für die Bayer-Herren sorgen, tritt neben den 200 Metern Brust auch über 100 Meter Brust an und zusätzlich über 400 Meter Lagen. In Essen wird noch einmal auf der Kurzbahn geschwommen, was nicht unbedingt seine Sache ist. Doch spätestens bei den Kurzbahnmeisterschaften im Dezember hat er gezeigt, dass er auch das kann. Trainer Michael Bryja sieht bei ihm gerade wegen der kontinuierlichen Steigerung in den vergangenen Jahren, in denen er auch die Zahl der Trainingseinheiten von acht auf inzwischen zehn pro Woche steigerte, noch Luft nach oben.
„Ich weiß noch nicht, wo meine Grenzen sind, die will ich erreichen“, sagt Yannis Merlin Willim selbst. Sein großes Ziel sei es, für Deutschland zu schwimmen. Als Student könnte es dieses Jahr erstmals bei der Universiade, die im Sommer in Italien stattfindet, damit klappen. Er müsste seine 200-m-Zeit auf der 50-Meter-Bahn aber noch auf 2:12 steigern und zu den schnellsten zwei deutschen Studenten gehören.
Seinen NRW-Kaderstatus hat der Deutsche Jugendmeister von 2016 mit Ablauf 2018 verloren. Dazu hätte er zumindest in den Bundesnachwuchskader berufen werden müssen, wo ihm aber andere vorgezogen wurden. „Vielleicht ändert sich unter den neuen Bundestrainern etwas“, hofft er, denn die Nichtberücksichtigung hat Konsequenzen für den Studenten. 150 Euro monatlich über die NRW-Sportförderung sind seit Jahresende weggefallen. Dafür erhält er nun etwas Bafög, wird von seinen Eltern unterstützt. „Mal sehen, wie es passt“, sagt er. Schließlich ist er inzwischen in Wermelskirchen ausgezogen, wohnt mit Bayer-Kollege Alexander Kühling in einer Schwimmer-WG am Arrenberg - und genießt die kurzen Wege zu Uni und Schwimmbad.